Der Jobber hat nur eine Aufgabe: gegen seinen Kontrahenten – den Star – zu verlieren und diesen dabei möglichst gut aussehen zu lassen.
Fast jeder Wrestler war zumindest zum Beginn seiner Karriere als Jobber unterwegs. Niemand fällt als Star vom Himmel. Es gibt am Anfang immer jemanden, der ein paar Stufen vor einem auf der Karriereleiter steht. Das muss man akzeptieren, das ist das Geschäft.
Wenn man es im Verlauf seiner eigenen Karriere aber nicht schafft, irgendwann auf die Siegerstraße zu gelangen – hängt man für immer in der Rolle des Jobbers fest und muss andauernd verlieren. Gut, manche Athleten wie der Brooklyn Brawler haben darauf eine ganze Karriere aufgebaut, aber für die meisten Wrestler ist das keine Option.
In die Rolle des Jobbers gedrängt zu werden, geht schneller als man denkt. Der Weg aus dieser Sackgasse ist um ein Vielfaches aufwendiger und anstrengender.
Es gibt Wrestling“experten“, für die gilt Jobber = nicht vorhandenes Talent oder fehlendes Charisma. Soviel dazu: ein untalentierter Ringer ist eine Gefahr sowohl für sich selbst aber auch seinen Kontrahenten. Besonders heute, wo viele Kämpfer quer durch den Ring fliegen, vom obersten Seil arbeiten oder spektakuläre Moves zeigen. Wer da nicht weiß, wo er wann zu stehen und sich wie zu verhalten hat, hat schon verloren; gefährdet sich und andere. Und wenn sich bei einem vermeintlichen Jobber dennoch Talent gepaart mit Charisma zeigt und er dann trotzdem in der Jobberrolle verbleibt, hat er (und auch der Promoter) es nicht besser verdient. Viele als Jobber bekannte Wrestler sind technisch hochbegabte Athleten (z.B. Heath Slater), die ihr ganzes Können dafür einsetzen, den Star gut aussehen zu lassen.
Dann gibt es die ewige Diskussion um die Gehaltsunterschiede zwischen Star und Jobber. Ja, wir wissen es doch: es ist von vornherein festgelegt, wer gewinnt und wer verliert. Beide Athleten werden im Ring gefordert, beide können sich gleichermaßen verletzen usw. Aus diesen für beide gleichen Grundvoraussetzungen wird nun abgeleitet, dass zumindest in der Entlohnung die Unterscheidung zwischen einem Niemand und einem Superstar aufgehoben sein sollte. Nur gibt es eben viel mehr Jobber als zugkräftige Stars. Die Zuschauer zahlen die Ticketpreise, um die Stars zu sehen, die Fans kaufen sich das T-Shirt mit dem Konterfei des Stars darauf und nicht das eines Jobbers. Wie der unvergleichliche Jim Cornette es ausdrückte: warum sollte ein Indianerdarsteller in einem Western dieselbe Gage wie John Wayne erhalten, nur für seine Rolle, nach ein paar Sekunden vom Pferd geschossen zu werden?
Nein, es ist wahr – ohne Jobber geht nichts, aber ohne Stars noch viel weniger.
Die einzige Konsequenz daraus kann demnach nur lauten: make yourself a star.
Allerdings – wenn man in der Geschichte des Wrestlings kramt, stößt man auf viele Wrestler, die augenscheinlich nie über die Rolle des Verlierers hinausgekommen sind. Von den meisten kennt man nicht mal den Namen (wer merkt sich schon Verlierer). Einige haben es als Jobber auch zu skurriler Berühmtheit gebracht. Mir fallen da die Mulkey Brothers, der Brooklyn Brawler, Wee Willie Wilkins, Barry Horwitz oder Iron Mike Sharp ein.