Podcast Folge Nr. 3: WWE Summerslam – Ergebnisse und Bewertung

Der WWE Summerslam 2020 ist nun auch wieder Geschichte und es wurde Zeit, die Resultate und die Matches an sich kurz zu besprechen. Aus diesem Grund folgt hier die dritte Ausgabe meines Podcasts.

Ich habe es ja schon in meinen vorherigen Podcastfolgen gesagt: die Entwicklung um das Stable „The Hurt Business“ ist gut. Die beteiligten Wrestler Shelton Benjamin, Bobby Lashley und MVP werden sinnvoll eingesetzt und nicht mehr als Clowns dargestellt. Daher finde ich es etwas unglücklich, dass sie in der pre-Show „verheizt“ werden, auch wenn es natürlich stimmt, dass viele andere Wrestler froh wären, dürften sie an einem Summerslam PPV teilnehmen. Aber wenn in demselben PPV ein uninteressantes Geschehen wie die Auseinandersetzung zwischen den Street Profits auf der einen und Andrade/Garza auf der anderen Seite durch einen prominenteren Platz auf der Card promoted wird, finde ich das nicht schlüssig. Da hilft dieser Zelina-Vega-vergiftet-Konkurrenten Angle auch nicht weiter.

Dominik Mysterio schlug sich in seinem ersten Match auf großer Bühne recht beachtlich. Meine Befürchtungen, dass er für einen PPV noch zu unerfahren ist, habe sich nicht in dem Ausmaß bestätigt. Natürlich hatte er mit Seth Rollins einen der erfahrensten Worker an seiner Seite und durch den Street Fight Charakter und das fehlende Publikum (auch wenn der WWE Thunderdome ein Riesenschritt in die richtige Richtung ist) brauchte er auch nicht sonderlich viel im Ring „erzählen“ – aber seine Aktionen brachte er flüssig rüber und man hatte in keinem Augenblick Sorge, dass er sich gleich verletzen würde.
Insgesamt sehr solide, aber noch nicht PPV-Niveau.
Für seine Entwicklung wäre es sinnvoll, er trennte sich von seiner Familie. Vor allem vom Wrestling-Übervater Rey Mysterio. Ein gemeinsames Tag Team der Mysterios würde ich als sehr unterhaltsam empfinden, aber es scheint so, als dass sich Rey auf sein Karriereende vorbereitet.

Wie vorhin bereits erwähnt: alles rund um Street Profits und Andrade/Garza lässt mich mehr als kalt.

Bei Bayley und Sasha Banks wurden die Weichen richtig gestellt. Dass Asuka gleich zwei Titelkämpfe zugestanden bekommt, hatte mich ja sehr genervt. Gottseidank hat sie nicht beide gewonnen. Es gibt noch Writer und Booker bei WWE, die einen Sinn und Gespür für das Storytelling haben.
Kurz: im ersten Match gegen Bayley kassiert Sasha Banks eine Aktion von Asuka, die ansonsten das Aus für Bayley und ihren Titel bedeutet hätte – so verkaufte es zumindest WWE. Sasha hatte also einen gut bei ihrer Freundin. Im zweiten Match verweigerte Bayley allerdings so einen Freundschaftsdienst, wodurch Sasha Banks ihren Titel an Asuka verloren hat. Ich sehe die Freundschaft der beiden Damen vor einer großen Belastungsprobe und freue mich auf die weitere Entwicklung.
Angemerkt: So sehr ich das Booking hier begrüße – über das Wie kann man sich streiten. Es wird viele Machos und Chauvis (mich eingeschlossen) geben, die gern mal eine „Hip-Attack“ von Asuka kassieren würden (höhöhö, zwinkersmiley) und damit beweisen, wie unernst sie diese Aktion sehen und einordnen. Aber auch der gewöhnliche Zuschauer wird anerkennen müssen, dass jemanden mit dem Arsch anrempeln nicht zu den Top 5 Killer Moves zählt. Ich tue mich schwer damit zu glauben, dass Bayley in ernste Schwierigkeiten geraten wäre, hätte sie die Hip-Attack abbekommen und nicht ihre Freundin Sasha Banks.

Mandy Rose vs. Sonya Deville mit einer „Loser leaves WWE“ Bedingung. Eigentlich ein Match, was noch im Vorfeld von der Card hätte gestrichen werden müssen. Durch die Vorkommnisse der vergangenen Woche (Stalker bricht in Sonya Devilles Haus ein und überrascht sie sowie ihre Gegnerin (!) Mandy Rose) ist die Ausgangslage dieses Kampfes nicht mehr aufrecht zu erhalten gewesen. Wer auch nur ein wenig die Medien und Informationen rund um WWE verfolgt, wurde förmlich mit der Brechstange darauf hingewiesen, dass Rose und Deville doch keine Todfeinde sind, sondern ziemlich eng befreundet. Wie man zwei Tage später eine Auseinandersetzung zweier verfeindeter Athletinnen glaubhaft verkaufen wollte, ist mir ein Rätsel.
Wie es aussieht, hat man die ursprüngliche Hair vs. Hair Klausel zugunsten der Loser leaves WWE Konsequenz fallengelassen, als man merkte, dass Deville eine Auszeit benötigt. Hier ist es mir völlig wurscht, wer eigentlich für den Sieg und den dadurch folgenden Push vorgesehen war. Beide reißen mich nicht vom Hocker, Mandy Rose am wenigsten. Die einzigen Gründe, weshalb sie immer noch eine Rolle in der Mainshow von WWE spielt, ist die Tatsache, dass sich ihre kleine Lovestory mit Otis (das muss ja echt eine Traumvorstellung bei den verantwortlichen Schreiberlingen sein: schöne Prinzessin entscheidet sich für den hässlichen Frosch, weil … naja … die inneren Werte und so) ausgezahlt hat und Vince höchstpersönlich große Stücke auf sie hält. Vielleicht sollte sie sich schon mal die Playboy Ausgabe mit Sable besorgen. Deville hat durch ihren MMA Background schon ein wenig mehr drauf, aber ganz ehrlich: ich habe noch kein überzeugendes Wrestling-Match von ihr gesehen. Promo-weise war sie überraschend gut, aber auch das ist ja jetzt erstmal wieder vorbei. Muss ich erwähnen, dass man froh war, als das Match endete? Egal wer hier gewonnen hat? Schade um die Spots, die anderen Talenten vorenthalten wurden. Und schade für die Gesundheit meiner Augen: Mandy Rose muss unbedingt an ihrem Ring-Outfit arbeiten. Dieser Strampler, oh my god.
Und falls ihr jetzt sagt: sei doch froh, dass es nicht bei diesem albernen Hair vs. Hair Gimmick geblieben ist – ihr habt keine Ahnung, was die Haare/Frisur einer Frau ihr bedeuten! Da kann man ein Hell in a Cell no Holds barred extreme rules falls count everywhere iron woman match ansetzen – problematisch wird es erst, wenn es um die Haarpracht geht!

Orton vs. Mcintyre mit für mich unerwartetem Ausgang. Ich hatte ja befürchtet, dass man in der WWE Chefetage die Gedult mit Drew Mcintyre verloren hat und Randy Orton den Titel aushändigen möchte. Aber das scheint (noch) nicht der Fall zu sein. Zwar hat man Orton in den vergangenen Wochen sehr stark aufgebaut und die Legenden förmlich zum Frühstück verspachteln lassen, aber gewonnen hat dann der ehemalige Psychopath aus Schottland. Am Finish scheiden sich ja nun auch die Geister. Kein RKO, kein Claymore führte zum Sieg sondern ein Backslide. Offenbar wollte man keinen Kontrahenten eine klare Niederlage fressen lassen, was durch den erfolgreichen Finisher des Gegners der Fall gewesen wäre. Offensichtlich ist hier auf eine Fortsetzung dieser Fehde auf Augenhöhe geplant.
Meiner Einschätzung nach war das Match ausreichend ausgeglichen, so dass es für keinen Wrestler nachteilig gewesen wäre, hätte er den Finisher des anderen kassiert. Aber gut.
Wie so oft auch in anderen Sportarten, war dieses Halbfinale das vorweggenommene Finale.

Wenn man auf diese Cartoon-Gimick-Matches steht, kam man im Main Event auf seine Kosten. Eine Match, sowas von aus der Zeit gefallen – was nicht am Match selbst lag (das war Gottseidank beizeiten beendet), aber an der Konstellation. WWE hat es in meinen Augen nicht geschafft, Bray Wyatt / The Fiend rechtzeitig wenigstens ein bisschen Face zu turnen (die Einbindung Alexa Bliss‘ kam zu spät) und es ebensowenig geschafft, Braun Strowman nicht in die Heelzone abdriften zu lassen. Letztlich standen sich da Heel gegen Heel gegenüber und das einzige, was ich mich fragte war: welcher Charakter ist jetzt mehr durchgeknallt? Wer da nun einen Titel hält ist völlig wurscht. Am Ende war es dann Bray Wyatt, welcher dem Monster unter Menschen den Gürtel abnahm und damit, dachte man, hat es sich jetzt auch.
Aber dann kam der aufregende Teil des Summerslam. Die Rückkehr eines Superstars. Mit neu verputzter Kauleiste! Ich bin ja immer noch baff, dass so viele Menschen eine neu gemachte Zahnreihe so ausgiebig diskutieren. Roman Reigns, der große Hund, kehrte in seinen Auslauf zurück und faltete erst den Fiend und dann noch Braun Strowman zusammen. Ich war weniger über seine Zähne, seine veränderte Attitüde oder sein Shirt erstaunt, sondern mehr über seine Anwesenheit während der Corona-Pandemie. War dass nicht der Grund, weshalb er seit Wrestlemania von der Bildfläche verschwunden war? Ist er plötzlich kein Risikopatient mehr? Hat ihn das WWE Hygienekonzept auf einmal überzeugt oder braucht er einfach nur Geld? Egal. Seine Anwesenheit kann für WWE und die Zuschauer nur von Nutzen sein. Strowmans Run als Champion war lahm und mit Bray Wyatts Kostümshow kann ich nicht viel anfangen. Roman Reigns hatte dafür im Trash Talk die passenden Worte gefunden: „You are just a freak with a mask“. Bray Wyatt in einem Satz charakterisiert. Sollte Meme des Jahres werden.
Ist Roman Reigns damit ein Heel? Wenn man zwei Heels nach ihrem Match angreift; macht einen das automatisch auch zu einem Heel? Ich verstehe die Dikussionen darum nicht. Einfach mal abwarten, was er als Nächstes macht. Quält er süße Hunde oder ertränkt er Katzen, ist der Fall klar. Aber wenn er einfach nur seinen Charakter um einige Ecken und Kanten erweitert, so soll es mir auch recht sein. Der Spruch auf dem T-Shirt klingt ja auch eher nach Stone Cold Steve Austin. Und wie seine Beschreibung immer vorgab: I am not a bad guy, I am not a good guy …

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