Sting, der Kultwrestler der 90er Jahre ist nun bei All Elite Wrestling (AEW) aufgetaucht. Falls ihr das nicht gesehen habt und nun fragt, was er denn da so gemacht hat – kann ich euch nur sagen:
NICHTS
Ja, da bin ich ganz ehrlich. Im Grunde hat er nichts getan. Er war einfach nur da. Okay, beim zweiten Mal hat er Tony Schiavone umarmt und ein paar warme oder nicht so warme Worte gegenüber Cody Rhodes verloren, aber im Prinzip hat er auch bei diesem Auftauchen nichts gemacht. Und das wird er auch nicht. Jedenfalls sehr wahrscheinlich nicht im Ring. Seit seinem letzten (durchwachsenen) Engagement bei WWE ist sein Nacken nicht mehr belastbar.
Vielleicht eine Rolle als Manager oder Offizieller? Bezüglich der dafür benötigten Promofähigkeiten kann man sagen: am erfolgreichsten und glaubwürdigsten war immer der schweigsame Sting. Er hat es auch nie nötig gehabt, jemand anderes als sich zu promoten oder rüberzubringen.
Für eine Anstellung als stinknormaler Road Agent oder Berater ist er einfach zu teuer. Ja okay, ist Tony Khans Geld (oder das seines Vaters), aber trotzdem.
Trainer? Vielleicht. Hinge davon ab, wie sehr sein Herz am Wrestling hängt. Als Coach hast Du es ja nur mit dem ganz unerfahrenen Gemüse zu tun, stehst nicht mehr im Rampenlicht und die Erfolgsquote ist im günstigsten Fall 50/50.
Von dem ehemaligen mitleidig belächelten Bodybuilder-Duo „The Blade Runners“ (die andere Hälfte bildete der legendäre Ultimate Warrior) erwies sich Sting zwar als der Lernbereitere und irgendwie Smartere, aber ob ein einigermaßen solider Performer auch immer gleich ein guter Vermittler und Lehrer ist, ist eine andere Frage.
Wenn ich ehrlich bin, sinkt schon jetzt meine Neugier auf die inhaltliche Fortführung dieses Mehrjahres-Engagements. Natürlich gehen jetzt erstmal die Merch-Sales nach oben, aber das ist nur ein Strohfeuer. Spätestens wenn der Fan merkt, dass außer seinen paar Auftritten ohne Action im Ring nichts mehr Substanzielles folgt, dann wird dieser Effekt auch schnell verpufft sein.
Das war auch das Problem seines kurzen WWE Schaffens. Es fand sich partout keine Storyline oder ebenbürtiger Gegner, woraus man hätte Profit ziehen können. Alle Leute haben nur auf dieses eine Match gehofft: Undertaker vs. Sting, aber dafür war es mindestens 10 Jahre zu spät. Wenn nicht sogar 15 Jahre. Zudem war Undertaker clever genug zu erkennen, dass dieses Match niemandem helfen würde. Dass er seine Wrestlemania-Streak an Brock Lesnar „verschenkte“, steht auf einem anderen Blatt. Letztlich wurde daraus diese als finaler Kampf WWE vs WCW verbrämte Fehde gegen Triple H (wobei Triple H nicht mal derjenige hätte sein dürfen, der WWE vertritt. Die Monday Night Wars entschied nicht er, sondern tatsächlich Undertaker, The Rock und Steve Austin). An den bezugnehmenden Ursprung konnte sich ja selbst zu dieser Zeit niemand von den pickeligen Teenager-Zuschauern erinnern. Bei TNA konnte ihn Dixie Carter auch nur durch einen schönen Batzen Geld bei der Stange halten. Anders ist nicht zu erklären, weshalb er bei dieser mehrheitlich drittklassigen Promotion so lange ausgehalten hat. Das gilt für jeden ex-WWE/WCW Star, der dort untergekommen ist.
Jedenfalls wirkte Sting bei WWE wie ein Fremdkörper. Dass selbst in einem Match gegen Seth Rollins, der zu dieser Zeit der vielleicht beste und sicherste Techniker bei WWE war, die Gesundheit von Sting an einem seidenen Faden hing – sollte AEW ein grelles Warnsignal sein. Wer bei dieser bunt zusammengewürfelten Zirkustruppe (abgesehen von ein paar Oldtimern wie Goldust, Cody Rhodes oder Chris Jericho) ist denn in der Lage, ein Match gegen einen 61-jährigen mit fragiler Gesundheit zu bestreiten? Und nur für ein Fehdenprogramm gegen Goldust oder Chris Jericho hat man doch nicht tief in die Portokasse gegriffen? Überbezahlte Promo-Legenden, die aber genau das nicht machen, hat man doch genug auf der Gehaltsliste (Jake Roberts? Höre ich Jake Roberts?).
Also, wie geht es weiter mit dem Stinger?