Daniel Bryan wird nicht face of the company

Wie man so gerüchteweise hört, zieht die WWE aus dem Royal Rumble 2015 (dort vor allem aus den Fan-Reaktionen) keine Konsequenzen. Daniel Bryan wird nicht nachträglich in das Titelmatch bei Wrestlemania eingebaut. Das hat verschiedene Gründe.

Um es mal ganz klar zu sagen: die Sache ist verzwickt.

Man könnte es jetzt alles auf den alten Mann an der Spitze des Unternehmens und seinen Starrsinn schieben, aber das wäre zu einfach.

Fakt ist, das E in WWE steht für Entertainment und der ganze Zirkus muss auch irgendwie bezahlt werden. Die besten Wrestler im Ring nutzen nichts, wenn niemand das WWE Network bucht, keine Tickets für Großveranstaltungen erwirbt oder keine Merchandise Artikel kauft.
Nun will ich nicht behaupten, dass Bryan keine Zugmaschine ist, aber die WWE behauptet, selbst als er 2013/2014 einen Push erfahren hat, wären die Verkäufe seiner Merchandise Artikel nicht mitgezogen. Das kann ich nicht beurteilen, hier muss man sich auf die Aussagen der WWE verlassen.
Andererseits erinnern wir uns auch daran, wie z.T. miserabel old goatface gepushed wurde und wie grauenvoll die Merchandise Ideen waren. Das relativiert dann wieder ein wenig die offizielle Sicht der Dinge.
Der Push und vor allem die Championship wurden durch die Fanbase und letztlich die Leistungen von Daniel Bryan erzwungen. Die Kreativabteilung war immer die Getriebene, nicht die Agierende. Immer wenn so ein Fall eintritt, ist das Ergebnis eher mittelmäßig.

Roman Reigns hingegen kann der Mann der Zukunft sein. Während Daniel Bryan eher der Liebling der Fans ist, bringt Reigns die Assets mit, an denen die Werbepartner interessiert sind. Sagen wir es mal so plump wie es ist: groß, gut gebaut, sexy und im Ring nicht so schlecht. Das ist Main Event Kaliber. Hier lässt sich Geld verdienen.

Jetzt ist man an einen Punkt gelangt, wo offensichtlich eine Entscheidung getroffen werden musste: das Unternehmen auf Daniel Bryan aufzubauen oder doch eher den Samoaner Roman Reigns an die Spitze zu setzen. Natürlich immer unter der Berücksichtigung, dass John Cena entscheidet, wann die Zukunft beginnt. An dem Mann führt (solange er gesund ist) kein Weg vorbei.
Für Daniel Bryan sieht man offensichtlich nur eine Zukunft als ewiger Underdog, der um seinen Platz kämpfen muss. Ein Fanliebling, der als Ergänzungsspieler gut zu gebrauchen ist. Ehrlich gesagt kann ich mich dieser Sichtweise zum Großteil anschließen. Seine (wenn auch kurze) Zeit als Titelträger hat mich nicht überzeugt, auch wenn das auf miserables Booking und seine Verletzung zurückzuführen ist.

Derzeit sehe ich auch niemand anderes als Roman Reigns für die Rolle des Top guy. Andererseits kommt die Wachablösung zu früh. Viel zu früh.
Was Vince McMahon ignoriert oder fehlinterpretiert: die Fans wollen ja Roman Reigns, aber sie sehen auch, dass er sowohl im Ring als auch in den Promos noch nicht bereit ist. Dazu kommt dieser Versuch seitens der Führungsebene, Reigns trotz seiner Defizite verkrampft und auf Biegen und Brechen durchzudrücken. Daraus entsteht die Ablehnung, die weniger mit Roman Reigns oder Daniel Bryan zu tun hat, dafür umso mehr mit der Art, wie die WWE ihren Fans gegenüber handelt.

Vor Wrestlemania steht man also vor einem Haufen selbsterzeugter Probleme.
Das Publikum will (jetzt noch) Daniel Bryan im Hauptmatch gegen Brock Lesnar sehen. Er wird aber definitiv nicht dabei sein. Stattdessen fehlt ihm nun ein adäquater Gegner und die Fehde dazu. Man munkelt von Dolph Ziggler, aber das kann nur ein schwacher Trost sein.
So geht es aber weiter. Auch Dean Ambrose, derzeit einer der unterbewertetsten Wrestler und Performer in der WWE, steht auch ohne plausiblen Wrestlemania Gegner da, muss aber irgendwie dort verbaut werden, allein damit sein Marktwert nicht sinkt.
Aber Wrestlemania kommt ja seit 30 Jahren immer so überraschend …

Ich weiß, das ist alles sehr sehr unfair gegenüber Daniel Bryan und ich selbst würde ihn lieber an der Spitze sehen als Roman Reigns, der mich tierisch langweilt und nur ein Bruchteil so gutes Wrestling wie Bryan abliefert.
Aber die Mechanismen des Geschäfts lassen sich nicht aushebeln und letztlich ist alles nur Geschäft, ist Geschäft, ist Geschäft …

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