Wir alle haben gesehen, was im „Winner takes it all“ Match zwischen John Cena und Seth Rollins beim Summerslam passiert ist. Aber die Erklärung wie es dazu kam, ist noch abstruser.
John Stewart, eigentlich nur als Show-Host dort engagiert, greift in den Kampf zugunsten Seth Rollins ein und kostet dadurch John Cena den US Title.
Vom Booking her ist das natürlich eine günstige und einfache Lösung. Man wird nicht gezwungen, sich klar für oder gegen einen Wrestler zu entscheiden, sondern kann die Reputation des Unterlegenen schonen und alles auf den dritten Beteiligten schieben.
Gehen wir das Match einmal durch. Weil Seth Rollins mit John Cena nicht fertig wird, lässt WWE den Gastmoderator des Abends, John Stewart, mit einem Stuhl bewaffnet in den Ring stürmen und … diesen gegen John Cena einsetzen. Der verliert daraufhin das Match, womit der amtierende Schwergewichtschampion nun auch noch Träger des US Gürtel ist. Soweit, so unglaubwürdig. In diesem Fall muss dann Seth Rollins auch damit leben, dass er wrestlingtechnisch offensichtlich nicht gut genug ist, um Cena zu schlagen sondern die Hilfe eines TV-Moderators benötigt.
Aber die Geschichte geht ja noch weiter. In der RAW Ausgabe nach dem Summerslam erklärt John Stewart sein Verhalten noch einmal. Nun hätte man denken können, er hätte etwas gegen John Cena persönlich. Findet den nervig oder ist der Meinung, er tötet das gute alte Wrestling. Oder er hätte einen klassischen Blackout gehabt. Aber nein, weit gefehlt. Auslöser sei seine Verehrung für den größten Wrestler überhaupt: Den Nature Boy Ric Flair.
Und jetzt wird es wirklich krude. Weil John Cena mit einem Sieg in puncto gehaltener World Heavyweight Titel mit Ric Flair gleichgezogen hätte, wäre der Nature Boy nicht mehr einzigartig und seine Karriere weniger außerordentlich. Das hätte er verhindern müssen.
Mal ganz davon abgesehen, dass Flair mehr als 16mal den höchsten Titel einer Promotion gehalten hat und WWE scheinbar selbst bestimmt, was ein World Heavyweight Title ist und was nicht – wir haben von John Stewart auch noch nie vorher gehört, dass er Ric Flair geradezu vergöttert. Abgesehen von ein paar unterhaltsamen Geplänkeln mit Seth Rollins im Frühjahr, war der Moderator der Daily Show nicht durch sein Bekenntnis zu irgendeinem Wrestler im Speziellen aufgefallen. Und nun da wir wissen, wie sehr Stewart den Nature Boy verehrt, will er bei jedem Titelkampf John Cenas (oder eben auch Triple H) auftauchen und eingreifen?
Aber so ist das, wenn man sich in der WWE Kreativabteilung vor solidem Booking drückt und einen John Stewart aus dem Hut zieht, um ein Ergebnis herbeizuführen. Dazu ein Ergebnis zugunsten des Mannes, mit dem er laut Storyline öffentlichkeitswirksam mehrere Hühnchen zu rupfen hatte. Nun hätte man ja seinen Sinneswandel derart erklären können, dass er von der Authority gekauft wurde oder einfach so ein Heel geworden ist (bei Big Show klappt das ja auch und niemand fragt nach dem Sinn). Aber nein, es wird eine unglaubwürdige Schwachsinnspromo vom Stapel gelassen, die selbst der anwesende Nature Boy nicht mehr verkaufen konnte.
Ende vom Lied war ein Attitude Adjustment gegen John Stewart, was Cena auch nicht gut aussehen ließ. Verrat und Titelverlust hin oder her, ein Wrestlingmove gegen einen untrainierten Nicht-Wrestler Mitte 50 hinterlässt auch beim größten Babyface einen schalen Beigeschmack.
Aber so kamen wenigstens alle Beteiligten durch diesen Promo-Fail zu Schaden. Gleiches Recht für Alle.