Joseph Laurinaitis, besser bekannt als Wrestler Road Warrior Animal, ist am 23. September 2020 im Alter von nur 60 Jahren verstorben.
Zusammen mit dem ebenfalls zeitig verstorbenen Road Warrior Hawk bildete er eines der berühmtesten (und berüchtigsten) Tag Teams im Professionell Wrestling: die Road Warriors bzw. Legion of Doom.
Die 80er Jahre quollen über voller großartiger Tag Teams (Rock’n Roll Express, Midnight Express, The Fantastics, Tully Blanchard & Arn Anderson, Steiner Brothers, Demolition und und und …) aber die Road Warrios stachen immer etwas heraus. Nicht weil sie Meister der Ringpsychologie waren oder Vertreter eines technisch anspruchsvollen Stils. Es war ihr Erscheinungsbild (beides ehemalige Bodybuilder und Rausschmeißer), ihre kraftbetonten Aktionen und ihre wilden Promos, die sie zu Publikumslieblingen machten und gleichzeitig zu Angstgegnern. Es soll Kollegen gegeben haben, die gleich wieder ihre Sachen packten und verschwanden, wenn sie erfuhren, dass sie an diesem Tag gegen die Road Warriors antreten sollen. Bei ihrem Start in der AWA waren sie wirklich noch erschreckend grün und hatten wenig bis keine Ahnung vom Business. Entweder liefen die Dinge so wie sie es wollten oder so wie sie es wollten. Daran bestand kein Zweifel. Selling oder den Gegner over zu bringen existierte in ihrem Mindset nicht. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, kommt es mir vor, als hätte ihr Trainer Eddie Sharkey seinen Spaß daran gehabt, den Schülern ein paar Moves und rudimentäre Kenntnisse beizubringen und sie ansonsten völlig unvorbereitet auf die Wrestlingwelt loslassen. Nur um zu sehen, was dann passiert. In den ersten Jahren das: Ohne viel Zeit zu verlieren kamen sie zu Black Sabbaths „Iron Man“ zum Ring und prügelten unkontrolliert auf ihre Gegner ein, bis die reif für den Finisher waren. Dann der Pin, 1 2 3 und Abmarsch. Ein Match mit Road Warrior Beteiligung dauerte nie sehr lange. Unter 10 Minuten war meistens alles abgemacht. Mit Paul Ellering erhielten sie dann einen Manager, der wenigstens etwas Ordnung in das wüste Gekloppe zu bringen versuchte. Die Meinungen innerhalb der Tag Team Szene waren dann auch geteilter Natur.
Hier mal ein Beispiel für Things gone wrong with the Road Warriors. Leidtragende waren in diesem Fall The Fabulous Ones, die aber dann das bessere Ende für sich hatten – aber auch nur, weil Steve Keirns bewies, dass man Eier haben und dies auch mal zeigen muss. Es lief von Beginn alles schief in dieser Paarung, angefangen von Hawks überheblichem „We ain’t going for the finish … do things our way and nobody’s got hurt“ über die Weigerung auch nur irgendeine Aktion der FO zu sellen bis zum „Höhepunkt“, diesem unnötig harten Powerslam von Hawk gegen Keirns bei Minute 8:20 etwa. Der Stuhl war eigentlich nicht vorgesehen und man erkennt sehr deutlich, dass da von einem Work nicht die Rede sein konnte.
Ja, ohne die nervigen japanischen Kommentare besser zu ertragen, aber eine andere Version habe ich bisher noch nicht gefunden.
https://www.youtube.com/watch?v=MUZJ7U–H9w
Hawk und Animal konnten auch nur als Tag Team funktionieren. Ich hätte mir keinen der Beiden als erfolgreichen Einzelwrestler vorstellen können. Es gibt so Wrestling-Persönlichkeiten, die sind nur fürs Team geschaffen. Anders als zum Beispiel Sting und der Ultimate Warrior, die zuerst ein furchtbares Tag Team bildeten (Blade Runners), als Einzelakteure aber einen Quantensprung in ihrer Karriere erlebten. Wann immer Animal einen Legendenauftritt hatte, fand ich das immer traurig mitanzusehen. Es waren halt nur 50% der Road Warriors.
Eigentlich war ihr Momentum und ihre Heat abgeflaut, als sie die Territories verließen und 1990 zur damaligen WWF (heute WWE) wechselten. In Vince McMahons Promotion waren sie nur ein Tag Team unter vielen. Vince hat auch nie „Namen“ eingekauft, nur Angestellte beschäftigt. Was wer davor war, oder erreicht hat, war egal. Bei WWF fing man im Prinzip von Null an. Auch konnte man bei WWF keine absolute Dominanz wie in der NWA entwickeln. Eine Siegesserie bzw. Run von einem Jahr und mehr und wenn sich Abnutzungserscheinungen zeigten, einfach in ein anderes Territorium wechseln und neue Gegner, neue Fehden arbeiten – das war nicht mehr möglich. Bei WWF musste man haushalten lernen. Nichtsdestotrotz waren sie auch in der Promotion aus Stamford Publikumslieblinge, auch wenn ich persönlich ihr Legion of Doom Gimmick mit der neuen Einmarschmusik nur als lustlos und faul konzipierten Abklatsch des Originals empfand.
Mit Road Warrior Hawks unerwartetem Ableben 2003 war eines der größten und bedeutendsten Tag Teams plötzlich Geschichte. Weil Hawk und Animal wie Arsch auf Eimer zueinander passten, war eine Weiterführung der Road Warriors mit einem anderen Partner einfach nicht denkbar, auch wenn das bei anderen Tag Teams / Stables mehr oder weniger gut funktionierte. Ihre Chemie war einzigartig. Deshalb verstehe ich es bis heute nicht, wie man es ausgerechnet mit einem Nicht-Talent wie Heidenreich versucht hat. Das war die denkbar schlechteste Lösung und insofern eine Beleidigung für jeden Fan der Road Warriors.
Waren Sie mein Lieblings-Tag Team?
Nein.
Kann ich dennoch ihre Rolle und ihren Einfluss auf die Wrestlingwelt anerkennen und ihnen Respekt zollen?
Selbstverständlich.
Jetzt ist Animal gestorben und mit ihm ein Stück weit das Wrestling vergangener Tage, als das Geschäft noch von muskelbepackten Typen und gerissenen Promotern beherrscht wurde. Allein schon mit der Energie einer ihrer Promos hätte man drei Heizkraftwerke einen Monat lang betreiben können. Ihr Wrestling Gear gehört eigentlich in ein Museum bzw. eine Hall of Fame. Die Aufzeichnungen ihrer besten Matches und Fehdenprogramme sollten jedem Nachwuchswrestler und Booker (besonders denen bei AEW) gezeigt werden. Nein, ich denke nicht, dass so ein Team mit diesem Gimmick heute denselben Erfolg wie in den Achtzigern hätte. Aber selbst heute kann ein Großteil der Akteure noch so einiges von Hawk und Animal lernen. Beherrsche deinen Scheiss. Mach nichts,, was Du nicht kannst. Erzähle deine Geschichte IM Ring und nicht außerhalb. Unterlasse Bullshit. Zieh nichts unnötig in die Länge und achte auf dich selbst.
Mit einem letzten „oh what a rush“ verabschiede ich mich dann auch vom „Motor der Road Warriors“, Joseph Laurinaitis.
Wissenswert: Animals Bruder ist John Laurinaitis, selbst ehemalige Wrestler und den etwas älteren Zuschauern vielleicht noch als gewesener WWE Offizieller bekannt. Als Bestandteil der Dynamic Dudes hat er sogar einen Tag Team Background. Kennt man heute noch die Dynamic Dudes? Warum hat er kein Team mit seinem Bruder gebildet? Das gab es ja dann doch öfter.
Nun ist John Laurinaitis der Stiefvater der Bella-Twins und somit irgendwie auch der Schwiegervater von Daniel Bryan. Das Leben schreibt skurrile Geschichten.