The Mulkey Brothers – das legendäre Jobberteam

Ohne (bezahlte) Verlierer geht nichts im Wrestling.
Wenn ein Wrestler zum Superstar wird, weil er eine beispiellose Siegesserie hinlegt, muss es eben auch Kontrahenten geben, die sich für ihn hinlegen. Ganz klar.
Wenn es eine eigene Liga nur für Jobber im Wrestling geben würde, die Mulkey Brothers wären so etwas wie der FC Bayern München dieser Sportart.

Mir ist kein anderes Tag Team bekannt, das so einen Bekanntheitsgrad erlangt hat, obwohl oder gerade weil es nur verloren hat. Zwei Wrestler, die immer so wirkten, als hätte der lokale Promoter hektisch noch schnell etwas Kanonenfutter auftreiben müssen, weil die großen Ligen für dieses Wochenende ihre Superstars abgestellt haben. Ein Körperbau irgendwo in der Nähe eines rosa Herings, ein Haarschnitt, der jedem Trucker oder Opel-Manta-Fahrer zur Ehre gereicht hätte (zur Ehrenrettung muss man sagen, dass die Mulkeys diesbezüglich nicht sonderlich aufgefallen sind, es waren eben die 80er) und eine Verliererserie, die sonstige Serien in diesem Sport (Undertaker bei Wrestlemania, Goldberg …) pulverisierte: ja, das waren die legendären Mulkey Brothers. Übrigens auch im echten Leben Brüder.

Woher sie kamen, wohin sie gingen – niemand weiß das genau. Sie waren einfach da und erfüllten nur einen Zweck: gegen andere Teams zu verlieren. Aber das immer formvollendet und überzeugend. Ich habe euch diesbezüglich mal das legendäre Match gegen den Midnight Express (hier schon mit „Sweet“ Stan Lane statt „Loverboy“ Dennis Condrey) herausgesucht. Legendär deshalb, weil Loudmouth Jim Cornette am Kommentatorenpult den Begriff „Mulkeymania“ prägte. Danach wollte fast jedes Tag Team gegen die Mulkey Brothers antreten, denn „Mulkeymania“ war echt! Es gab in der Midatlantic Region eine echte Begeisterung für diese Verlierer des Herzens. Zudem waren sie bei ihren Gegnern beliebt, weil kein anderes Jobberteam seine Gegner so gut aussehen ließ. Und die Menge an Bumps, die sie einsteckten. Unglaublich!

Aber nochmal zurück zu diesem Match. Man sieht natürlich nicht nur, dass die Mulkeys perfekte Jobber waren, sondern eben auch die Klasse des Midnight Express. Dafür, dass es ein klassisches Squasher-Match ist, lassen sich die Mulkeys geschlagene 8 Minuten verprügeln. In heutigen Kämpfen mit diesem Ausgang wird höchsten ein Trademark Move, dazu der Finisher (oftmals auch ein und dasselbe) gezeigt und in anderthalb Minuten ist der Spaß vorbei.

Insgesamt kamen die Mulkey Brothers auf eine unglaubliche Serie von 180 Niederlagen zu 0 Siegen. Das wäre auch munter so weitergegangen, wenn sie nicht in der ersten Runde eines Jim Crocket Gedächtnisturniers ein Tag Team namens The Gladiators geschlagen hätten (!!!!!). Muss ich erwähnen, dass sie ihrem Motto treu blieben und in der zweiten Runde sang- und klanglos ausschieden?

Die Mulkey Brothers gehörten noch zu einer Generation von Wrestlern, die der Sache wegen diesen Sport betrieben. Bei ihrem Aussehen und ihrem Charisma (nicht Können, denn um richtig zu jobben, muss man eine Menge können) und der hochwertigen Konkurrenz in der damaligen Tag Team Szene war allen Beteiligten klar, dass die Sterne für diese zwei Brüder einfach zu hoch hingen. Trotzdem taten sie das, was sie konnten und liebten mit Hingabe und verdienten sich einen wenn auch heute etwas zweifelhaften klingenden Ruf. Aber hey, es gibt Tausende Wrestler, von denen man nie gehört hat und je hören wird. Im Gegensatz dazu haben sich die Mulkeys ihre 15 Minutes of Fame wirklich verdient.

Schreibe einen Kommentar