Vince McMahon war bis zum Juli 2022 der mächtigste Mann des Wrestlings, sorry … des Sports Entertainments. Nun hat er sich von der Spitze der größten und bedeutendsten Wrestling Promotion zurückgezogen. Das versetzte nicht nur Angestellte und Fans von World Wrestling Entertainment in Aufruhr sondern auch Journalisten, welche die sich für solche halten, ex-Wrestler und auch WWE-Hater.
Wie bei Uwe Seeler haben wir auch bei Vince McMahon nicht für möglich gehalten, dass es eine Welt ohne ihn gibt. Aber jetzt werden wir uns an den Gedanken gewöhnen (müssen). Und so schlimm wird es auch nicht werden. Im Prinzip kann es sogar nur besser werden, auch wenn das stark von der Nachfolgeregelung abhängen wird.
Jetzt wird diskutiert und gedeutelt: Was war Vince McMahon nun? Retter oder Totengräber des Pro Wrestlings? Wie bei vielen Fragen seine Person betreffend, kann man auch hier antworten: beides.
Eine Aussage, die man über ihn aber definitiv treffen kann: er war ein knallharter Geschäftsmann. Fans und für ihn arbeitende Wrestler waren für ihn nur in einer Beziehung wichtig: Geld verdienen. Mehr Geld verdienen. Wäre es nicht Wrestling gewesen, dann würde es mich nicht wundern, hätte er Kühlschränke an Eskimos verkauft. Es ging immer nur ums Geschäft an sich, nie um die Sache selbst. Aber vielleicht muss man so denken, wenn man so lange Zeit am Markt überleben will. Man kann ja nicht einmal mehr seine ehemaligen Konkurrenten darüber befragen, weil die meisten längst out of business oder tot sind.
Wie die Wrestling-Welt ohne ihn ausgesehen hätte? Spekulation. Wie die (verbliebene) Wrestling-Welt ohne ihn aussehen wird? Werden wir sehen. Auch wenn ich nicht glaube, dass er sich zu 100% zurückzieht. WWE ist seine Firma, alles dort trägt seinen Stempel, zeichnet seine Handschrift. Das krempelt man nicht von heute auf morgen um. Zumal die entscheidenden Stellen entweder mit Mitgliedern seiner Familie (Tochter Stephanie und Schwiegersohn Triple H) oder alten Weggefährten (Bruce Prichard, Kevin Dunn … ) besetzt sind. Es wurde auch nichts darüber ausgesagt, ob er seine Beteiligungen in Form von Aktien veräußern wird.
Sein freiwilliger (?) Rückzug zeigt mir aber auch an, dass hinter den Anschuldigungen – noch sind es nur Anschuldigungen – doch mehr stecken muss, als nur Hören-Sagen. Kurz nach Bekanntwerden der ersten pikanten Details und Andeutungen hat sich der WWE Boss ja demonstrativ in der Öffentlichkeit gezeigt. So als ob er seinen Gegner signalisieren möchte, dass er den Kampf annimmt und man ihn mit den Füßen voran aus dem Unternehmen tragen wird. Und nun scheint dieses Ende doch recht schnell gekommen zu sein. Wir werden in Kürze weitere Geschichten erfahren. Stories, die durchgestochen werden, um seinen Rückzug von der Führungsebene endgültig zu machen. Es besteht ja die minimale Chance, dass es sich um einen weiteren Schachzug von ihm handelt. Bei Vince muss man mit allem rechnen.
Die Zukunftsfrage möchte ich hier noch gar nicht aufgreifen. Alles ist im Fluss. Bis jetzt läuft es zumindest temporär auf Stephanie McMahon und Nick Khan hinaus. Selbst der ausgebootete Triple H ist wieder als Chief of Talent Relations installiert. John Laurinaitis ist zwar gegangen worden, aber irgendein Bauernopfer muss es halt geben. Und auch Brock Lesnar wird sich wieder beruhigen und feststellen, dass er keinen Vertrag mit Vince McMahon persönlich hat sondern seinen Cheque von WWE ausgestellt bekommt. Am Wrestling selbst oder den involvierten Personen hat die Bestie ohnehin kein Interesse. Auch hier geht es nur um einfach verdientes Geld.
Ich möchte auch nicht in diese „Thank you Vince“ Sprechchöre einstimmen oder eben mit „Fuck you“ kontern. Ich nehme diese Entwicklung zu diesem Zeitpunkt einfach mal zur Kenntnis und warte ab, was wir noch erfahren werden. Dass es sich bei dem fast 77jährigem Promoter um eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Pro Wrestling überhaupt handelt, bleibt ja unbenommen.