Es tut mir ja selber leid, dies zu schreiben – aber die große Rückkehr von CM Punk – des „Best in the World“ – rief bei mir nur ein müdes Lächeln hervor. Auch für die Medienwelt war es nicht mehr als ein laues Lüftchen.
Dafür gibt es Gründe.
1. Es ist keine Rückkehr zu WWE.
Hier erleben wir keine Geschichte von der Rückkehr des verlorenen Sohnes in den Schoss der Familie, die ihn einst verstieß. Es ist ein rein geschäftliches Arrangement zwischen Punk und Fox. WWE hat damit im Prinzip nichts zu tun. Der Deal wurde über WWEs Kopf hinweg ausgehandelt.
2. Kein Rückkehr IN den Ring
Nein, wir werden CM Punk nur als Stargast in einer kleinen Talkrunde sehen. Er wird, und das sogar nur sehr sporadisch, über das reden, was er einmal ausgeübt hat.
Und das ist die Mutter aller Fragen: so sehr man sich freuen mag, Phil Brooks wieder mit dem Wrestling Business assoziert zu sehen – wer möchte ihn bitteschön als Kommentator? The Voice of the Voiceless über etwas reden hören, was er einmal bis zur Perfektion beherrschte ist ein ganz anderer Schnack als ihn darin zu sehen.
Ich erwarte jetzt auch nicht allzu viel von seiner Kommentatorentätigkeit. Er wird sicherlich eine ordentliche 6-stellige Summe dafür erhalten, dass er ein Nischenprodukt (bis dato wusste ich nicht einmal, dass es so etwas wie WWE Backstage gibt) mit seiner Anwesenheit adelt; seine wahre Motivation wird wahrscheinlich darin liegen, seinen alten Arbeitgeber WWE zu ärgern.
3. Falsche Zeit, falscher Ort
In der Wrestlingwelt ist derzeit einiges in Bewegung. AEW mischt die Szene auf, New Japan hat seine Position im Spitzenfeld bereits seit längerer Zeit gesichert und Marktführer WWE kämpft mit schlechten Ratings und dem Druck seitens Fox und Universal. Wenn eine Rückkehr für CM Punk einen Sinn ergeben hätte, dann Vollzeit IN den Ring und als Paukenschlag zu NJPW oder AEW. Für ein Backstage Segment bei WWE ist es einfach die falsche Zeit. Die Fans chanten zwar immer noch seinen Namen, aber das ist mittlerweile auch eher ein Ritual wie die What-Rufe. Er war zu lange weg und das verkorkste UFC Engagement im MMA Sport hat seinen Marktwert nachhaltig gedrückt.
Insgesamt hat mich die falsche, fast überhebliche Einschätzung von CM Punk selbst überrascht. In der begleitenden Doku zu seinem ersten Backstage Auftritt antwortete er auf die Frage, wie er sich fühle, jetzt wo gleich das Internet in die Knie gehen wird: wieso das Internet? Die ganze Welt!
Ich weiß nicht, wohin das Ganze noch führen soll. Ein Wrestling-Ausnahmetalent wie CM Punk kann sich eigentlich nicht damit zufriedengeben, in einem vergessenen Talkshowsegment wie WWE Backstage zu versauern. Jedes Mal, wenn man ihn dort reden hört, wird unweigerlich die Frage aufkommen, wann er wieder IN den Ring steigt. Gewisse Menschen aus dem Wrestling-Umfeld spekulieren über seine Pläne, schnelles Geld bei den Saudi Arabia Shows einzustreichen. Nun, das klingt verheißungsvoll für einen Mann in dieser Phase seiner Karriere und seines Alters und es könnte durchaus sein, dass seine „Rückkehr“ zur Promotion nur das Sprungbrett einer weiteren Annäherung ist – aber bis dahin verpuffte dieser Medien-Coup.