Zum Tod von Pat Patterson

Mit Pat Patterson hat nun wieder eine Wrestlinglegende das Ringgeviert verlassen. Er starb im Alter von 79 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.

Patterson hatte eine illustre und überaus erfolgreiche Karriere; und es gibt in den Weiten des Internet sicherlich unzählige Quellen, die darüber Auskunft geben. Ich möchte daher nur ein paar Punkte herausgreifen, die mir wichtig erscheinen.

Mir ist schon klar, dass die heutige Generation nicht versteht, weshalb man soviel Aufhebens um das Ableben eines alten Sacks macht. Der Jugend sei aber gesagt, dass WWE heute ganz anders aussehen würde, hätte es Männer wie Pat Patterson (und auch Gerald Brisco) nicht gegeben. Nicht alle Geniestreiche kamen von Vince McMahon. Sein Einfluß auf das WWF/WWE Wrestling war immens aber für Außenstehende nicht wirklich zu ermessen, da er relativ geräuschlos hinter den Kameras wirkte. Der Führungsebene bei WWE war schon immer eine Art Black Box. Viele behaupten, dort am ganz großen Rad gedreht zu haben (Vince Russo anyone?) aber ganz sicher bin ich mir nur beim Chef, Brisco und eben Patterson.
Bereits seine In-Ring-Karriere war außergewöhnlich erfolgreich. Er zählte spätestens seit seiner Zeit bei Kaliforniens Promoterlegende Roy Shire (Mitte 60er) zu den besten Workern des Landes und entwickelte sich schnell zum Main Event Guy. Mit dem Cow Palace in San Francisco war Shires Big Time Wrestling eine der profitabelsten Promotions des Landes. Das lag eben auch in der Qualität der dort engagierten Wrestler wie Pat Patterson begründet. Storylines und Fehden mit Sinn und Verstand, im Ring nur das tun, was einem Zweck folgt. Die Zuschauer bei der Stange halten. Also das, was heute größtenteils fehlt.
Zusammen mit seinem kongenialen Partner Ray „the Crippler“ Stevens legte er die Messlatte für das Tag Team Wrestling in unerreichbare Höhen. „The Blond Bombers“ in der Version Patterson/Stevens werden von vielen Fans und Experten als das vielleicht beste Tag Team der 1970er Jahre betrachtet. Eins der besten aller Zeiten ist es sowieso.
Diese gesammelten Erfahrungen und eine Freude an der Vermittlung von Wissen und best practice Methoden konnte er in die Wagschale werfen, als er 1979 zur damaligen WWF wechselte und kurze Zeit später der erste Intercontinental Heavyweight Champion wurde. Das „Alley Fight“ Match Pat Patterson gegen Sgt Slaughter wurde später als eines der intensivsten der 80er Jahre erachtet. 1984 war dann aber Schluß mit der Vollzeit im Ring, von einigen sporadischen Auftritten abgesehen. Seine nächsten Aufgabenbeschreibungen: Kommentator, Booker, Road Agent, „Creative Consultant“. Angeblich geht auf ihn die Erfindung der Battle Royal des Royal Rumbles zurück.
Was die Fans davon mitbekommen haben: seine Rolle als einer von Vinces „Stooges“. Dazu die Vorfälle um sexuelle Erpressung und Nötigung gegenüber jungen Talenten. Was an den Vorwürfen dran ist und wo die Wahrheit liegt, kann außerhalb des Zirkels nur gemutmaßt werden. Pat Patterson war ja der erste Wrestler von Rang und Namen, der sich als homosexuell outete. So unterschiedlich können die Wahrnehmungen in diesem Geschäft sein.

Mit Pat Patterson geht wieder einer dieser Oldtimer, die genau wissen, dass ihre Karrieren einzigartig waren und unerreichbar sind. Einmal, weil Wrestling im 21. Jahrhundert nicht mehr den Stellenwert wie noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat und weil diese reinen In-Ring-Karrieren heute nicht mehr erstrebenswert sind. Niemand hält mehr 30 Jahre und mehr seine Knochen für Brotkrümel hin, wenn er in Hollywood Karriere machen kann (siehe The Rock, John Cena etc.).
Mit Patterson ist es aber nochmal etwas Anderes. Aufgrund seiner Arbeit abseits des Ringes sind viele Entwicklungen bei WWE angestoßen worden, die die Promotion aus Connecticut zum Marktführer haben aufsteigen lassen.

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