WWE hat es wirklich nicht leicht in 2015. Erst geht mit Dusty Rhodes eine Wrestlinglegende, dann entsorgt sich mit Hulk Hogan eine andere Legende von selbst und nun verlässt uns mit Roddy Piper eine Heel-Ikone aus den goldenen Zeiten des Geschäfts.
Legendäre Szene aus „Sie Leben“ (They live) mit Roddy Piper in der Hauptrolle
Auffällig ist, dass in fast allen Nachrufen auf den mit 61 verstorbenen Piper immer zuerst erwähnt wird, dass er zu den besten Rednern (Talkern) des Wrestlinggeschäfts gehört hat. Das ist unbestritten der Fall, aber für alle, die ihn nur noch aus sporadisch eingestreuten Talksegmenten der letzten Jahre kannten: Piper wusste auch im Ring zu überzeugen. Er war kein Ausbund eines technisch versierten Performers, aber ein solides und unterhaltsames Match konnte der junge HotRod bereits zu Zeiten seines AWA, Mid-Atlantic oder GSW Engagementes durchaus abliefern. Die Fehden gegen fast alle großen Namen der 70er, 80er und 90er Jahre hatte der in Sasketschewan geborene Kanadier nochmal veredelt.
Wären Wrestlemania I-III derartige Erfolge ohne Piper als Gegenspieler von Hogan bzw. Mr. T geworden? Die Rock’n Wrestling Connection hätte es ohne Piper nicht gegeben. Es gab und gibt nur wenige Wrestler, die im Gimmick des Heels so aufgingen wie er. Legendär auch seine Talkshow Pipers Pit, in der er bspw. Jimmy Snukas Kopf auf Kokosnuss-Tauglichkeit überprüfte oder sich einen Brawl mit dem altgedienten Champion Bruno Sammartino liefert – In Pipers Pit war immer was los und selten endete dieses Segment friedlich, was natürlich an Pipers aufbrausendem Temperament lag (daher auch der Spitzname HotRod oder Rowdy). Seine Karriere nach 1992 konnte die Höhen der späten 80er Jahre nicht mehr erreichen. Seine TNA-Zeit erachte ich als komplett verschenkt, auch wenn er dort mit Vince Russo einen der besten worked shoots überhaupt ablieferte. Und seien wir ehrlich, bei aller jetzt einsetzenden Legendenbildung und Heiligenverehrung: Auch Piper hatte mit Drogen und Alkohol seine inneren Dämonen, die ihn seine gesamte Karriere begleiteten (was er aber nie verschwieg). Umsonst stirbt man nicht mit 61 im Schlaf.
Für das Management seiner zahlreichen Arbeitgeber galt er als Pain in the Ass, da er seinen Wert kannte (und manchmal überschätzte) und seine eigenen Vorstellungen zu 100% durchzudrücken versuchte. Das ist natürlich legitim, aber zimperlich oder kooperativ ging er dabei wohl nicht zu Werke.
Auf eine ausführliche Besprechung seiner Karriere oder Abhandlung seiner Biographie möchte ich verzichten, das können die Kollegen von Wrestling Infos besser.
tl;dr
Mit Roddy Piper ist wieder ein Wrestler vor seiner Zeit gegangen, der in den entscheidenden Jahren des Wrestlings mitgeholfen hat, die Weichen von WWE auf Erfolg zu stellen. Heel-Wrestler der letzten Jahre wie Edge, Chris Jericho oder auch CM Punk konnten von seiner gelegten Basis profitieren. Auch wenn er heute keine tragende Rolle in diesem Zirkus mehr gespielt hat – er wird vermisst werden.