Woran der Royal Rumble 2015 letztlich scheiterte

Der Royal Rumble, eigentlich eine sichere Bank in Sachen Großveranstaltung, muss dieses Jahr dann doch als gescheitert angesehen werden.

Ich will es kurz machen. Es lag nicht an den Akteuren selbst. Die haben, und das vor allem im Triple Threat Match, ihr Bestes oder zumindest Ihr Möglichstes gegeben. Und es lag vor allem nicht an Roman Reigns. Er tat nur das, was ihm aufgetragen wurde. Es lag auch nicht unbedingt nur und überhaupt am Booking. Das war so schlecht wie die ganzen letzten Monate bei der WWE.
Es war  vielmehr eine Kombination aus vielen Einzelaspekten, die dazu geführt hat, dass nun aus the road to Wrestlemania eine sehr steinige und holprige Strasse geworden ist.

Dabei hat alles ganz vielversprechend gestartet. Die pre-Show mit Cesaro und Tyson Kidd gegen The New Day wurde für ein Eröffnungsmatch erstaunlich gut aufgenommen, was aber hauptsächlich an Cesaro lag, der wieder einmal mit seinem Swing beim Publikum punkten konnte. Für einen Heel-Midcarder waren das auffällig viele Pops.
Soviel zum Thema, Vince McMahon hat ein Ohr für das was das WWE Universe sagt …

Okay, The Ascension vs. New Age Outlaws war nur eine schlechte Schadensbegrenzung für das RAW-Geplänkel davor. Der Sieg bringt Konnor und Victor jetzt nicht groß weiter. Bei allem Respekt gegenüber den NAO … aber was zählt das schon?

Das Divenmatch war ein klassischer Lückenfüller und Zeitfresser. Nichts für die Ruhmeshalle.

So, und was lief jetzt genau am Rumble schief?

Im Nachhinein schwer zu sagen. Bis Daniel Bryans Ausscheiden lief ja alles nach Plan.

Gut, der ein oder andere hätte wohl mit der „überraschenden“ Rückkehr von Wrestlern wie Sheamus und Randy Orton geliebäugelt. Andere mögen kritisieren, dass viele der Lückenfüller Spots (die es in einem Rumble auch geben muss, schliesslich können nicht alle 30 Plätze an Topcarder vergeben werden) an Leute wie Adam Rose oder den Boogeyman (!) gingen, statt dass sich Nachwuchstalente aus NXT ein bisschen beweisen und PPV Luft schnuppern können.
Aber ob das allein ausreicht, damit der spätere Sieger ausgebuht wird? Und das, wo es auch noch das Babyface Roman Reigns ist?
Ist das Publikum in Philadelphia da einfach zu kritisch oder zu schwierig?

Die Dinge liefen erst richtig aus dem Ruder, als Daniel Bryan (Platz 15) nach nur wenigen Minuten relativ unspektakulär von Bray Wyatt vom Ringrand gestossen wurde und somit ausschied. Erstmal Stille wie bei der WM Niederlage des Undertakers. Fast jeder Neuankömmling wurde nun mit Buhrufen bedacht. Das traf dann besonders auf Roman Reigns zu, der sich wie gewohnt seinen Weg zum Ring durch das Publikum bahnte. Nun war wohl auch dem letzten klar, wer von den verbliebenen Wrestlern im Ring die größte Chance auf den Sieg haben würde.
Am Ende standen sich Reigns und Ambrose sowie Kane und Big Show gegenüber.

Nachdem Reigns die zwei Authority Schwergewichte wie geplant aus dem Weg räumte, schwoll der Buh-Sound zu einem dauerhaften Hintergrundrauschen an. Nun griff auch noch The Rock ein, um (seinen Cousin) Roman Reigns vor den wütenden Angriffen Kanes und Big Shows zu retten, die sich mit einem Sieg des Megafaces nicht abfinden wollten.
Irgendwie hatte man auch Rusev vergessen, der plötzlich wie aus dem Nichts auftauchte (von „We want Rusev“ Chants angefeuert), aber vom Believe-That Star kurzerhand aus dem Ring befördert wurde.

Jetzt erreichte der Buh-Sound Orkanstärke. Und wieder Auftritt Rocky, der sich bemüßigt sah, etwas Cheerpower an den Sieger abzugeben. Arm hochhalten und Umarmung halfen aber nichts, das Publikum war absolut nicht einverstanden mit diesem Ausgang. Berichten zufolge sollen die Leute später sogar die Wege zu den Autos der Angestellten blockiert haben.

Leider ging das eigentliche Hauptmatch dieses PPV in dem schlechten Rumble-Kharma unter. Dabei war es gar kein so schlechtes Match (trotz Teilnahme John Cenas); vor allem Seth Rollins hat gezeigt, weshalb er zurecht als die Zukunft der WWE bezeichnet wird. Er ist es nämlich auch.
Brock Lesnar war bärenstark wie immer.
Und Cena? Naja, Cena war immerhin dabei.
Was heisst das aber jetzt für Wrestlemania? Roman Reigns wird wohl auch dort triumphieren, da Lesnar aller Voraussicht nach zur UFC wechselt und somit den Titel abgeben muss.
Was der Fan nicht mag ist diese Vorhersehbarkeit.

Jetzt stellen sich mir mehrere Fragen:

Wenn der Auftritt von The Rock als Unterstützung für Reigns so geplant war, weil man mit negativen Reaktionen rechnete – Warum haben sie es dann dennoch so durchgezogen?
Sieht dort keiner, dass Reigns derzeit noch nicht bereit ist? Fast aus dem Nichts heraus soll er die wichtigste Großveranstaltung der Wrestling Welt headlinen? Ist das nicht ein bisschen viel Verantwortung für einen Grünschnabel wie Reigns? Ich will nicht sein Talent leugnen, aber hier scheint viel zu sehr Vince McMahons krampfhafter Wille durch, einen Nachfolger für John Cena zu installieren.
Hätte ein Steve Austin, ein Undertaker, ein Hulk Hogan – hätten diese Champions es nötig gehabt, dass jemand anderes in den Ring stürmt und sie „retten“ muss? Was sagt das über den Wrestler und sein Standing aus?
Und ist es der WWE egal bzw. lässt sie es drauf ankommen, dass das Publikum dieses nächste große Ding komplett ablehnt, weil es merkt, dass ihm hier was aufgedrückt wird?

Bezeichnend, dass gerade der Mann als Unterstützung nach draussen geschickt wurde. bei dem vor 20 Jahren genau dieselbe krampfige Strategie gescheitert ist. The Rock soll sich ja danach sehr kritisch darüber geäußert haben, dass die WWE seinen Cousin mit so einer halsbrecherischen Strategie nach draussen geschickt hat.

Jetzt aber mal zur Ehrenrettung der WWE:

Habt ihr mit einem anderen Sieger in der Battle Royal gerechnet? War das nicht glasklar, dass es auf Reigns hinausläuft?
Wer anderes hätte denn den Rumble gewinnen sollen? Und vor allem, wer würde denn für ein Match Brock Lesnar vs. Wyatt/Ambrose/Cesaro/irgendwen bei Wrestlemania zahlen?
Daniel Bryan fällt hierbei raus. Ich finde, er wurde zu früh in das Rennen um den Titel geworfen. Warum? Es ist nicht sicher, ob sein Nacken halten wird. Die WWE kann es sich nicht leisten, auf eine Fehde Bryan – Lesnar hinzuarbeiten und am Ende fällt Bryan wieder aus. Eine Kurt Angle Situation ist das Letzte, was die WWE jetzt gebrauchen kann.
Und jetzt die Frage, ob Daniel Bryan generell zu früh zurückgekehrt ist. Nein! Was soll das Gerde? Wenn er fit ist (und nur das zählt), muss er in der Phase in der sich die WWE derzeit befindet, wieder in den Ring steigen. Gebt ihm ein anständiges Fehdenprogramm, damit man sehen kann, ob er wieder ganz der Alte ist.

Wie sich der angerichtete Schaden nun reparieren lässt, wird sich zeigen. Es ist vielleicht gar nicht so schlecht, dass die heutige RAW Show wegen des Blizzards ausgesetzt wurde. So können sich die Gemüter vielleicht beruhigen und die Verantwortlichen haben Zeit, Wege aus der Krise zu finden. Dass mit diesem verkorksten Royal Rumble gleich die wirtschaftliche Zukunft der WWE in Frage gestellt wird, finde ich jetzt etwas übertrieben. Vince McMahon und seine Kreativabteilung sind ein hohes Risiko gegangen, Reigns als künftigen Champion zu präsentieren bzw. aufzubauen. Und das kann eben auch mal schiefgehen. Wichtig ist dabei nur, wie man darauf reagiert es fixt.

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