Die Frage steht seit Tagen im Raum: wie stark ist der Covid Ausbruch bei WWE wirklich und welche Auswirkungen hat das auf das operative Geschäft?
Wie es aussieht, wird Wrestling Marktführer WWE doch stärker von der Coronavirus Epidemie getroffen, als man selbst gern zugeben möchte. Je nachdem, welcher Quelle man glauben mag – WWE selbst ist ja wieder ein Ausbund an Transparenz und Kommunikation ….. nicht – sind eine Handvoll bis etwa 30 Bedienstete positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Informationen dringen nur spärlich durch, um wen es sich alles handeln könnte. Wenn ich das richtig verstanden habe, unterlässt WWE etwaige Verlautbarungen dieses Thema betreffend und hat auch seinen Bediensteten eine Art „Maulkorb“ verpasst. Hätte zum Beispiel Renee Young nicht selbst die Initiative ergriffen, wüssten wir bis heute von ihrer Erkrankung (gute Besserung, Mrs. Moxley). Bei den anderen vermuteten positiven Befunden soll es sich um Interviewerinnen, Kameramänner und andere Mitglieder des production teams handeln. Inwiefern aktive Wrestler betroffen sind, ist derzeit nicht bekannt. Es ist aber höchst unwahrscheinlich, dass das Virus sich querbeet durch die Angestelltenriege verbreitet und die Performer außen vor lässt. Man wird jetzt einfach darauf achten müssen, welche Wrestler mehrere Male am Stück in den Aufzeichnungen nicht zu sehen sind, obwohl sie gerade in einer Storyline stecken bzw. ein Fehdenprogramm absolvieren sollten. Heiße Kandidaten sind AJ Styles und Daniel Bryan.
Wie zur Bestätigung dieser Misere hat sich auch Roman Reigns zu den Gründen seiner nun mehrere Wochen andauernden Abwesenheit gemeldet. Auch wenn er es sehr klausuliert verpackt und möglichst diplomatisch ausdrücken möchte, die Kritik ist dennoch erkennbar. Um es auf den Punkt zu bringen: er sieht seinen Arbeitgeber nicht in der Lage, ihn als Angehörigen einer Risikogruppe (mit einer Leukämie Erkrankung zählt er zweifellos dazu) im laufen Betrieb vor einer Infektion zu schützen. Die Parallelität der Ereignisse ist nach meiner Einschätzung ein Zufall, es würde aber auch nichts an Reigns Aussagen ändern, wenn der Outbreak später gekommen wäre. Wenn das Zugpferd der Promotion so austeilt, müssten den Verantwortlichen (hallo Vince) eigentlich die Ohren klingeln. Aber WWE nahm die Pandemie bisher wohl nicht ernst genug. Die Aufzeichnungen werden in dem hauseigenen Performance Center in Florida produziert. Florida ist einer der Corona-Hotspots in den USA. Aber weil das Performance Center Privatbesitz ist, gilt dort die öffentliche Maskenpflicht nicht und wurde bisher auch nicht praktiziert. Anders als andere Sportligen wurde bei WWE nicht konsequent getestet. Man setzte auf Eigenverantwortung der Mitarbeiter und Temperaturmessungen, die wie wir wissen, als alleinige Maßnahme nicht effektiv genug sind.
Aus der Ferne möchte man WWE raten, jetzt einen zweiwöchigen Shutdown zu vollziehen, so hart das auch klingen mag. Die Ratings sind ohnehin im Keller und historisches Material zum Versenden gibt es sicher genug. Wenn man der Gerüchteküche glauben mag, wird gerade ohnehin „vorproduziert“. Das Kapital einer Wrestling Company sind seine Angestellten, das Tafelsilber die aktiven Wrestler im Ring. Ein oder zwei abgesagte Matches eines Topcarders sind sicherlich teuer, aber ein längerer Ausfall oder gar Verlust mehrerer Wrestler (die vielleicht noch in einer lang vorbereiteten Storyline stehen) kommen einer Promotion um ein Vielfaches teurer zu stehen. Auch das individuelle Verhalten einiger WWE Angestellter ist eher kontraproduktiv. Wie Roman Reigns sagte, nehmen manch andere Kollegen die Gefahr nicht ernst und sind heute im Performance Center, morgen in Las Vegas und am nächsten Tag wieder im Performance Center. Von Quarantäne und Selbstbeschränkung keine Spur. Das in Kombination mit nicht durchgeführten Tests und laxer Handhabung der Atemschutzmasken führt dann eben auch dazu, dass Talente vom Kaliber eines Roman Reigns freiwillig fernbleiben, obwohl sie nicht erkrankt sind.
Also ja, bei WWE gibt es allem Anschein nach einen nicht mehr zu verheimlichenden, lokalen Ausbruch des Coronavirus. Wieviele Angestellte betroffen sind und um welche es sich handelt, wissen wir nicht. Es könnte aber sein, dass es massive Auswirkungen und Änderungen auf das Ringgeschehen mit sich bringt. Wie WWE darauf reagieren wird, hängt davon ab, ob man eine schnelle und ineffektive Lösung oder eine unbequeme aber wirksame Lösung bevorzugt. Letztlich werden dafür die Verluste gegeneinander aufgerechnet, da muss man sich keine Illusionen machen.
Ich wünsche nur allen Betroffenen eine baldige und umfangreiche Genesung.