Und jetzt mal etwas zu John Cena

Ãœber den Posterboy der WWE zerreissen sich viele das Maul. Da sind einige bei, die haben durch ihren beruflichen Background oder ihre jahrelange Beschäftigung mit dem Pro-Wrestling eine Art Berechtigung, dies zu tun – die Mehrzahl sollte aber besser die Klappe halten. Fehlende Ahnung und so.

Vorab: Ich mag seinen Stil nicht unbedingt und die fehlende Weiterentwicklung seines Gimmicks und seiner Fähigkeiten bringt mich dazu, jedes Mal in die Faust zu beißen, wahlweise auch den Kopf auf die Tischplatte zu hämmern.
Wie Batista es mal sagte: er (also Cena) hat Wrestling getötet. Nun weiß ich nicht, ob eben jener Batista der Richtige ist, um etwas Substanzielles zum Thema Pro-Wrestling beizutragen, aber ich kann der Äußerung dennoch etwas abgewinnen. Sagt sie doch einiges über den Zustand des Pro-Wrestling allgemein aus. Natürlich hat John Cena nicht allein das Wrestling getötet, er ist immer noch Angestellter einer Firma, die bestimmt, wie sich Wrestler kleiden, was sie sagen und was sie im Ring zeigen.

Das ewige Babyface oder der Fluch des Erfolges

Es wird gejammert, dass Cena seit Jahren keinen Heelturn vollzogen hat. Aber mal so gefragt: warum sollte er? Oder warum sollte die WWE darauf bestehen?
World Wrestling Entertainment ist ein Unternehmen, das am Unterhaltungsmarkt bestehen muss. Es ist dazu verdammt, Geld zu verdienen. Mehr Geld, als es ausgibt. Also das zu tun, was best for business ist. Und John Cena ist jemand, mit dem WWE abnorm viel Geld verdient. Mehr Geld, als mit der gesamten Midcard zusammen. Um das mal in die richtigen Worte zu kleiden: erst kommen die Einnahmen durch John Cena (Tickets, Merchandise, Auftritte …), dann kommt lange Zeit nichts und dann erst kommen die nächsten Topguys.
Das ist ja das Perverse. WWE könnte Cena allein in den Ring stellen und gegen einen, sagen wir mal Sandsack antreten lassen. Solange das funktioniert und die Leute Geld dafür bezahlen, dies zu sehen, wird sich das nicht ändern.

Solange mit John Cena Geld verdient wird, wird es keinen Heelturn oder auch nur eine minimale Veränderung seines Charakters geben!

Punkt.

Die 5 Moves of Doom

Es gibt viele Leute, die machen sich über John Cenas begrenztes Arsenal an Ringaktionen lustig. Und ja, auch ich sehe seine Defizite – jedes Mal, wenn er den Ring betritt. Aber hier gilt das Gleiche wie zuvor.
Shelton Benjamin (die Älteren werden sich erinnern) hat in einem Match mehr Aktionen gezeigt, als Cena in einem Monat und dennoch ging er dem Publikum am Arsch vorbei. Meiner Meinung nach zu Unrecht, aber man kann Beliebtheit nicht erzwingen.
Curt Hennig, der legendäre Mr. Perfect, konnte im Ring alles und wurde dafür geliebt, aber er war nie sonderlich erfolgreich. Er war nur ein B+ Player.
Wer sich über Cenas Repertoire beschwert, soll sich einmal ein klassisches Hulk Hogan-, Ultimate Warrior- oder auch Kevin Nash-Match ansehen. Triple H würde auch voll genügen.
Der Cenation Anführer kann vielleicht einmal nicht die Hälfte und bestimmte Moves würde er beim Anschauen alter Curt Hennig Videos zum ersten Mal sehen, aber das was er kann, kann er und setzt es überlegt ein. Solange das ausreicht, um die Massen zu begeistern und Geld zu verdienen – wird Vince McMahon die Hölle tun und von Cena einen Hurancanrana oder eine Shooting Starpress verlangen.

John Cena hält andere Wrestler unten

Tja, Hören-Sagen. Ich kann diese Vorwürfe nicht beurteilen.
Und auch wenn das wahr und bewiesen wäre, es ändert nichts an der Sache. Seit 10 Jahren müssen sich alle hinter Cena anstellen, die was zu melden haben (oder das glauben). Und wenn es dann doch einer schafft, Aufmerksamkeit zu erregen (CM Punk oder Daniel Bryan) und in ähnliche Sphären vorzustoßen – dann erhält er auch mal einen Push. Das Yes-Movement um Daniel Bryan ist das beste Beispiel.
Auf lange Sicht muss aber immer the best seller gewinnen; das macht leider vieles vorhersehbar. Na klar ist das z.B. für einen Bray Wyatt unbefriedigend, wenn er die Fehde gegen Cena klar verliert und danach erstmal das Momentum flöten geht. Wenn er genauso viel umsetzt wie Cena, kann er auch einen klaren Sieg gegen diesen verlangen.

Er ist der Hulk Hogan der Neuzeit

Der Vergleich mit Hogan ist so passend wie unpassend. Als Hogan regierte, gab es ein ganz anderes Publikum und eine ganz andere Wrestlergeneration. Ja klar mag das antiquarisch wirken, dass man in 2015 immer noch versucht, einen Hogan von 1985 nachzuahmen, also alles auf ein paar Schultern zu wuchten. Aber McMahon betreibt das Geschäft seit knapp 50 Jahren, der wird wissen, wie es läuft. Und das ist heute nicht einfacher geworden. Die Fans sind anspruchsvoller und die Zeiten von kayfabe längst vorbei. In diesem schwierigen Umfeld so lange so erfolgreich zu seine – dafür beneide ich John Cena. Er steht seit ca. 10 Jahren an der Spitze der WWE – der Hulkster hat es auf knapp die Hälfte gebracht.

Um das alles auch mal zu beenden: Ich bin sicherlich kein Cena-Anhänger und ärgere mich oft über die Art und Weise, wie er dargestellt und eingesetzt wird. Andererseits kann ich aber anerkennen, wie wichtig er für das Unternehmen WWE ist und das hier gilt: never touch a running system. Er ist natürlich nicht so schlecht, wie er oft dargestellt wird, aber sicherlich auch nicht Gottes Geschenk ans Wrestling.

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