Wrestling-Legende Paul Orndorff gestorben

Wir mussten leider erfahren, dass am 12. Juli 2021 ein großes Kämpferherz aufgehört hat zu schlagen. Mit Paul Orndorff oder besser „Mister Wonderful“ ist wieder eine Wrestling-Legende im Alter von 71 Jahren viel zu früh von uns gegangen.

Erst vor kurzem sind Bilder und Videos geleaked worden, die Orndorff in einer medizinischen Einrichtung zeigen. Sein körperlicher und vor allem geistiger Zustand sind erschütternd und man musste bereits da das Schlimmste befürchten. Wer im Internet sucht, findet diese Quellen schnell – ich werde hier darauf verzichten, diese zu posten. Auch wenn das Teil des Lebens sein mag.

Nach Angaben seines Sohnes Travis Orndorff litt Mister Wonderfull an Chronischer traumatischer Enzephalopathie (CTE) infolger wiederholter Schädeltrauma. Das altbekannte Thema Gehirnerschütterungen. Orndorff gehörte auch zur Gruppe der ca. 50 Wrestler, die 2016 ihren Arbeitgeber WWE deshalb verklagt haben. In den letzten Jahren litt der ehemalige Ausnahmewrestler an einer sich stetig verschlechternden Demenz.

Geboren wurde Paul Parlette Orndorff Jr. am 29. Oktober 1949 als Sohn deutschstämmer Eltern in Winchester / Virginia.

Eine Verletzung beendete die noch junge, aber bereits vielversprechende Football-Karriere, die er in der University of Tampa startete. In Anlehnung an seinen Kollegen Ron Mikolajczyk versuchte er sich im Wrestling-Business. Sein Debüt gab er 1976 in der damals als Mid-Southern (nicht Mid-South) firmierenden Promotion von Jerry Jarrett, wo er gegen einen noch jungen Jerry Lawler fehdete. Die Jahre 1977 – 1983 waren durch ein fast vagabundierendes Wechseln der Arbeitsorte und Promotions innerhalb der NWA gekennzeichnet. Tri-State, Southeast Championship Wrestling, Mid-South, Georgia und später auch Japan. Irgendwann um 1980/81 turnte er dann Heel, was die Basis für seinen späteren Megaerfolg legte. Einmal gefragt, ob er lieber als Face oder Heel arbeitete, stimmte er ganz entschieden für „Heel“, weil man in dieser Rolle einfach all die Dinge machen könne, die das Babyface eben nicht darf.

Riesenerfolg bei WWF – Wrestlemania I und Hulk Hogan

Ende 1983 heuerte Orndorff bei der World Wrestling Federation an, die mit Vince McMahon einen neuen Juniorchef bekommen hatte, der Großes mit der Promotion vorhatte. Bemerkenswert war auch bei WWF, dass Orndorff auch hier sofort im Main Event Fuß fasste. Es ist alles bis ins Detail nachzulesen, welche Rolle Orndorff bei Wrestlemania I spielte und wie es zur großen Fehde mit WWF Superstar Hulk Hogan kam. Es sei nur soviel gesagt: das am 19. Juli 1986 startende Programm mit der Legende in Rot-Gelb zählt zu den profitabelsten und wichtigsten Fehden im Pro Wrestling überhaupt. Leider erlitt er in dieser Zeit eine Arm-/Nackenverletzung, die richtig behandelt und auskuriert wahrscheinlich nicht so schlimm gewesen wäre. Da seine Fehde mit Hogan sehr gut lief und finanziell sehr einträglich war, lehnte er eine Auszeit ab. Diese wurde ihm nach dem Steel Catch Match, das die Fehde zugunsten des real american entschied schließlich zugestanden.
Im Juni 1987 startet er sein Comeback, aufgrund der positiven Publikumsreaktionen als Babyface – aber eine Bedeutung wie zu Zeiten der Hogan-Auseinandersetzung erreichte er nicht mehr. Die ständigen Armprobleme machten sich immer mehr bemerkbar. Anfang 1988 bestritt er sein letztes WWF Match und trat in den Teilruhestand.

Tingeltangel und abschließende Zeit bei WCW

Diese Phase hielt aber nicht lange an. In der Zeit 1990 – 1993 sah man ihn in kurzen Engagements bei Herb Abrams UWF, AWF und NWL. 1992 machte er einen Abstecher zu Jim Cornettes Smoky Mountain Wrestling, um dann von 1992/93 bis 2001 seine Karriere bei WCW in diversen Rollen und Aufgabenbereichen ausklingen zu lassen.
In WCW gab es tatsächlich ein Tag Team Match, wo Mister Wonderful wieder auf Hulk Hogan traf. Das sollte allerdings die einzige Auseinandersetzung zwischen den beiden alten Kämpen bleiben.
Seine Zeit bei WCW kann man sicherlich als erfolgreich bezeichnen – seine Arbeit war wie immer gut – allerdings lag der Fokus mittlerweile auf anderen Akteuren und Angles wie z.B. der NWO oder Goldberg. Dazu kamen die Auswirkungen der fortschreitenden Atrophie, die wohl in der WWF Verletzung ihren Ursprung nahm, so dass er sich ab 1995 aus dem Vollzeit-In-Ring-Programm immer mehr zurückzog und als Trainer (WCW Power Plant) und Road Agent arbeitete. Im Jahr 2000 verletzte er sich in einem Match so schwer, dass der folgende Rücktritt als Akteur im Ring ein endgültiger war.

Bedeutung für das moderne Pro Wrestling

2005 erfolgte, was längst überfällig war: Mister Wonderful – Paul Orndorff wurde in die WWE Hall of Fame aufgenommen. 4 Jahre später folgte auch die Aufnahme in die Professional Wrestling Hall of Fame.

Paul Orndorff mag nicht der überragende Techniker gewesen sein – obwohl sein Piledriver einer der härtesten aber auch schönsten Moves ist. Seine Promos waren gut, aber eben nicht bemerkenswert. Titel hat er einige gesammelt, aber die ganz großen und wichtigen Championships waren nicht dabei. Und doch hat er das Wrestling nachhaltig geändert. Wie bereits im Artikel erwähnt, war die Fehde gegen Hulk Hogan nicht nur sehr erfolgreich sondern auch immens wichtig, um den Superstar-Status von Hogan zu zementieren und WWF zur bedeutendsten Wrestling Promotion auf diesem Planeten zu machen. Ähnliches erreichte man nur noch in der Paarung Hogan vs. Andre the Giant oder Hogan vs Randy Savage, aber da war Hogans Run in WWF bereits auf dem Zenit bzw. am Abklingen.
Orndorff gehörte zu den Wrestlern, die kein Gimmick brauchten, die auch keine Magier am Mikro sein mussten, um die Zuschauer davon zu überzeugen, dass sie harte Kerle sind (mit denen man sich besser nicht anlegt). Und viele Kollegen und andere Beteiligte haben bezeugt, dass Orndorff a tough son of a bitch war. Geradlinig, schnörkellos und mit der entsprechenden Körpersprache ausgestattet. Eine der letzten Maschinen im Ring. Wo findet man heute noch diesen Typus von Wrestler?
Er war zudem ein absolut glaubhafter und überzeugender Heel-Wrestler. Wenn ich heute Wrestler ausbilden sollte, würde ich ihnen auf jeden Fall Videos von Orndorff Matches zeigen, damit sie lernen, wie sich ein Heel im Ring verhält.

Sonstiges

Seinen Spitznamen „Mr. Wonderful“ bekam er von Roddy Piper, seinem ersten Manager bei WWE, verpasst. Auch wenn es hier um Orndorff geht, zeigt das wieder einmal, welchen nicht abzuschätzenden Einfluss Pipers Wirken auf das Wrestling der letzten 40 Jahre hatte.

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