Eine Rückbetrachtung von WWE Extreme Rules 2016

Die Großveranstaltung WWE Extreme Rules 2016 ist nun auch wieder Geschichte und verdient eine kleine Rückbetrachtung. Was war gut, was war schlecht und was bleibt in Erinnerung?

Ich gehe einfach mal wahllos und ungeordnet durch die Ereignisse und Matches.

Die Tag Team Division sendet Lebenszeichen

Und das auf so vielen Ebenen. Es muss nicht immer um die Gürtel gehen – gerade beim Main Event spielen die Usos und Gallows/Anderson eine wichtige Rolle, um die Fehde zwischen AJ Styles und Champion Roman Reigns zusätzlich anzuheizen.
Aber auch beim eigentlichen Titelkampf läuft alles zufriedenstellend. Ob die Vaudevillains jetzt den Tag Team Titel hätten erringen sollen oder nicht, ist erst einmal zweitrangig. Wichtig ist, dass Aiden English und Simon Gotch absolut glaubwürdige Herausforder waren (auch wenn ein Großteil das Gimmick nicht kapiert) und es erst richtig rundgehen wird, wenn das Team Amore/Cassidy wieder vereinigt ist.

Der Lone Wolfe doch nur ein zahmes Schoßhündchen?

Ich war ehrlich gesagt nie ein großer Bewunderer von Baron Corbin. Den Hype um den Lone Wolf habe ich nie ganz verstanden, vielleicht bin ich zu alt oder zu männlich dafür. Seine Auseinandersetzung mit Dolph Ziggler war nun auch nicht gerade „extreme“. Ein Low Blow – ich bitte euch!

Make Rusev strong again!

Ein durch grottiges Booking runtergewirtschaftetes Talent schnellstmöglich wieder aufbauen? Ja geht das denn? Und wie das geht! Man gebe ihm eine kleine Siegesserie und lasse ihn dann bei einem PPV clean den US Champion besiegen. Keine dummen Booking-Mätzchen, auf das Können des Wrestlers vertrauen und ihm einen Titel geben. Es ist doch eigentlich so einfach, wenn man denn will.
Ich habe leider aber auch die Befürchtung, dass Rusev wieder nur ein Übergangschampion ist, da die Rückkehr von John Cena bevorsteht.

Natalya zu unerfahren für den Titel?

Eigentlich eine völlig groteske Frage: die Wrestlerin mit der größten Ringerfahrung bei WWE ist zu grün hinter den Ohren, was die Women Championship betrifft. Eine als Ric Flair verkleidete Dana Brooke genügt, um „Nattie“ so abzulenken, dass Charlotte den Titel verteidigen kann.
Insgesamt gesehen ein vertretbares Finish, wenn man Charlotte weiterhin als Heelchampionesse booken möchte. Wie sagt man da so schön: Kann man so machen.
Allerdings ist die Wahl von Dana Brooke als Verstärkung für den Flair-Clan die absolut falsche Wahl. Sie ist weder im Ring noch am Mikro auf dem Niveau, das der Name Flair impliziert. Ja klar, ohne Emma an ihrer Seite ist sie (auf sich gestellt) hoffnungslos verloren, aber mit dieser Entscheidung schafft man sich mehr Probleme als man löst.

Fatal 4 Way als Showsteeler

Das wrestlerische Rückgrat von WWE liegt nicht erst seit Extreme Rules in der Auseinandersetzung um die Intercontinental Championship.
Was Sami Zayn, The Miz, Kevin Owens und Cesaro da an Feuerwerk abgebrannt haben, hat definitiv die Show gestohlen. Mehr an Unterhaltung gekoppelt mit sportlerischem Können geht nicht.
Den Gürtel hätte ich dann zwar lieber bei Cesaro gesehen, aber das wäre nur der Schlag Kaviar obendrauf. Ein perfektes Match. Da sehen wir hoffentlich noch mehr von.

Gimmick Matches …

Das erste und hoffentlich auch letzte Asylum Match bei WWE.
Habe ich schon mal erwähnt, wie albern und öde ich Gimmick Matches finde? Vor allem, wenn sie nur Abwandlungen bereits etablierter Matchtypen sind. No Disqualification Steelcage Hardcore Matches – und das in 2016. Und worum ging es eigentlich? Um Rache für eine Topfpflanze respektive eine Designerjacke. So sehr sich Chris Jericho und Dean Ambrose auch abmühten, aber dieser Kampf ließ einen doch etwas ratlos zurück.

Make „The Guy“ look strong! STRONG!!

I am not a bad guy, I am not a good guy – I am THE GUY … ja, wir haben es alle verstanden. Weil das mit dem Top-Mega-Babyface nichts werden will, muss der gute Mann jetzt in die Rolle eines Tweeners gepresst werden. Steve Austin konnte dieses Gimmick hervorragend ausfüllen, auch Randy Orton war nicht schlecht darin. Aber Roman Reigns?
Dabei wäre ein Heelchampion Reigns doch weitaus interessanter und könnte zusammen mit seinen buntklamottierten Uso-Cousins (die mir immer mehr auf den Zeiger gehen) ein Heel-Stable bilden, was WWE beherrscht.
So aber muss sich ein phänomenaler Wrestler wie AJ Styles unter Wert verkaufen, um den aktuellen Titelträger gut aussehen zu lassen. Als Höhepunkt der Fehlentwicklung (aus WWE Sicht) taucht dann noch der ex-Champ Seth Rollins (welcome back!) auf und verpasst Roman Reigns einen Pedigree (bitte, gebt ihm einen anderen Finisher, der Pedigree gehört zu Triple H). Unter stürmischen Begeisterungsrufen „Thank You Seth!“. Wir erinnern uns: der Angreifer war vor seiner Verletzungspause der Mega-Heel und der Attackierte ist das offizielle Mega-Babyface.

Fazit

Insgesamt eine solide Veranstaltung, die vor allem durch das Fatal 4 Way um den IC Titel, Rusevs Wiederauferstehung und Seth Rollins Rückkehr überzeugen konnte. Warum das jetzt immer noch unter dem Label „Extreme Rules“ laufen muss, wo mit diesem langweiligen (und irgendwie aus der Zeit gefallenen) Asylum Match nur ein Kampf dabei war, der zumindest von der Grundkonstellation her die „extreme“ Anforderung erfüllte, weiß ich nicht. Die Ergebnisse waren vorhersehbar und gehen soweit in Ordnung. Mit Spannung erwarte ich die durch Seth Rollins Rückkehr befeuerte weitere Entwicklung im Main Event.

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