Und wieder hat uns ein ehemaliger Wrestler und Superstar der 90er Jahre verlassen. Scott Hall, der frühere Razor Ramon, ist im Alter von 63 Jahren von uns gegangen. Im Zusammenhang mit einer Hüftoperation in einer Klinik in Marietta/Georgia erlitt er 3 Herzinfarkte und wurde daraufhin ins Koma versetzt. Die lebenserhaltenden Maschinen ließ man laufen, damit sich seine Angehörigen angemessen von ihm verabschieden konnten.
Hard work pays off. Dreams come true. Bad times don‘t last, but bad guys do.
Scott Hall 2014
Scott Hall machte in er zweiten Hälfte der 1980er in Vern Gagnes AWA auf sich aufmerksam. Manche behaupten, er sollte dort als neuer Hulk Hogan aufgebaut werden, dessen Weggang die AWA nie verkraftet hatte.
In den frühen 90ern wurde er dann wirklich zum Superstar, allerdings in der WWF (heute WWE). Was ihm an wrestlerischen Fähigkeiten fehlte, machte er mit seiner Ausstrahlung und seiner beeindruckenden Physik wett. Als kubanischer (?) Latino Heel „Razor Ramon“ schlug er ein wie eine Bombe. Er war einer jener Wrestler, auf den das Publikum sofort reagiert. Manche Leute haben es einfach.
Seine Leiter-Matches gegen Shawn Michaels 1994 und 1995 setzten Maßstäbe und etablierten diese Art von Gimmick-Matches, auch wenn sie heute zu einer Battle Royal mit Leiter verkommen sind.
1996 war dann Schluss beim alten Arbeitgeber WWF, der Wechsel zum Ligakonkurrenten WCW krempelte das Wrestling-Geschäft noch einmal gewaltig um. Der Abgang war recht unrühmlich und hat es als sogenannter Curtain Call in die Wrestling-Annalen geschafft. Shawn Michaels, Triple H, Kevin Nash und eben Scott Hall bildeten zusammen die „Kliq“, eine inoffizielle Gruppierung, die vor allem hinter den Kulissen ihre Machtspielchen trieb. Obwohl kayfabe damals keine große Rolle mehr spielte, war es verpönt, dies offen zur Schau zu stellen. Genau das tat the Kliq aber, als die eigentlichen verfeindeten Tag Teams gemeinsam im Ring den Abschied von Nash und Hall feierten. Nash und Hall waren als neue WCW Angestellte vor Vince McMahons Zorn sicher, Shawn Michaels war zu wichtig und somit musste es Triple H mit einer folgenden Karrieredelle ausbaden.
Zusammen mit Langzeit-Kumpel Kevin Nash bildete er das Tag Team The Outsiders, was zusammen mit Hulk Hogan den Grundstein der nWo legte. Der Rest ist quasi Geschichte, wie man so schön sagt. Für ein paar Monate hatte man Vince McMahon und seine WWF am Rande des Abgrunds und WCW als Marktführer etabliert, aber am Ende kam dann doch alles anders. Es endete in völligem Stable-und-Fractions-Gaga, woran die Herren Nash, Hall und Hogan einen großen Anteil hatten.
Scott Hall hatte lange Jahre mit Alkohol- und Drogenmißbrauch zu kämpfen. Letztlich hat die Sucht auch seine Karriere ruiniert, denn obwohl er bei WWE den Intercontinental Championship Titel erringen konnte und mit Big Daddy Cool Diesel unzählige Male als Tag Team Champion auflief, hat er nie einen einen großen Run als World Champion in irgendeiner Promotion gehabt. Da fehlte es einerseits an wrestlerischem Können, andererseits ließ die Zuverlässigkeit (Alkoholismus) zu wünschen übrig und drittens war er ein 1-Trick-Pony. Scott Hall war immer nur Scott Hall bzw. Razor Ramon und diese Geschichte war auch irgendwann auserzählt. Man kann nicht immer auf einem Zahnstocher kauend, „hey yo, chico“ sagen und glauben, dass das ausreicht.
Umso erstaunlicher, dass es wieder einmal Diamond Dallas Page (DDP) war, der nicht nur bei Jake The Snake Roberts Wunder vollbrachte, sondern auch Scott Hall wieder auf die Beine half. Ein trockener und dank Yoga psychisch gestärkter Hall kämpfte sich mit DDPs Hilfe wieder zurück in die Öffentlichkeit. Ich würde sagen, 10 Jahre waren ihm durch DDP’s Unterstützung oben drauf gegeben. Für ein paar Gastauftritte hat es immer noch gelangt, aber er sollte nie mehr richtig einen Fuß in die Tür bekommen. Herzprobleme machten den Einsatz eines Schrittmachers erforderlich, was eine Rückkehr in den Ring endgültig unmöglich machte.
2014 wurde er dann in die WWE Hall of Fame aufgenommen und 2020 noch einmal als Mitglied des stables nWo.