Vince McMahon, Promoter der weltweit größten Wrestling Company steckt in Schwierigkeiten. Da schafft es WWE einmal, sich wieder in die News zu bringen und interessant zu machen – und dann sind es Hiobsbotschaften!
Derzeit kann man die Verwicklungen noch nicht einmal richtig aufdröseln, weil der Überblick fehlt und jeden Tag eine neue Tür geöffnet wird.
Fest steht nur eins: Vince McMahon ist temporär nicht mehr der Chairman (sprich: der Geschäftsführer) von WWE. Diesen Posten hat interimsmäßig seine Tochter Stephanie McMahon übernommen, die merkwürdigerweise erst vor ein paar Wochen von ihren bisherigen WWE Verpflichtungen zurückgetreten ist.
Dieser „Rücktritt“ erfolgte, weil das Board of Directors (wie sollen wir sagen? Aufsichtsrat?) Untersuchungen eingeleitet hat, die sich gegen Vince McMahon und auch John Laurinaitis (dem Head of Talent Relations) richten. Ausgelöst wurde diese Krise, als die Zahlung von 3 Millionen Dollar im Zuge einer Vertraulichkeitsvereinbarung gegenüber einer Angestellten bekannt wurde. Diese Angestellte arbeitete knapp 2 Jahre als Paralegal (im deutschen so etwas wie eine Rechtsassistentin) bei WWE, bevor sie ausschied. Ihr wird ein sexuelles Verhältnis zum Liga-Boss Vince McMahon als auch zu John Laurinaitis unterstellt.
Wie jetzt die Bedingungen bei WWE bzw. dem US amerikanischen Gesetzgeber bezüglich sexueller Verhältnisse am Arbeitsplatz sind und was davon justiziabel ist, das kann ich nicht sagen. Wie es aussieht, hat Vince McMahon die 3 Millionen Dollar „Schweigegeld“ (?) aus eigener Tasche bezahlt, womit das schon mal kein Stolperstein sein dürfte, da er mit seinem Geld machen kann, was er will. Problematisch könnte die Gehaltserhöhung um 100.000 Dollar sein, die die Dame bereits nach einem Jahr erhalten haben soll. Also nicht auf 100.000 Dollar (die hat sie bereits im ersten Jahr verdient) sondern UM 100.000 Dollar, die sie darauf noch zusätzlich erhalten sollte. Und hier könnte es eng für WWE Promoter Vince McMahon werden: das Gehalt dieser Frau wird nicht aus seiner persönlichen Schatulle bezahlt sondern vom Unternehmen WWE. Und World Wrestling Entertainment ist ein börsennotiertes Unternehmen, womit alle geschäftlichen Belange für die Aktienhalter von Interesse sind. Gerade in den USA begibt man sich mit solchen Aktionen auf dünnes Eis. Mit den aktiven Untersuchungen in dieser Angelegenheit wurde die Kanzlei Simpson Thacher & Bartlett beauftragt. Das ist kein Leichtgewicht.
Endlich mal etwas, wo der Finanzkapitalismus auch mal zu was gut ist.
McMahon hat öffentlich signalisiert, dass er mit dem Board of Directors (dem er ironischerweise selbst angehört) vorbehaltlos zusammenarbeiten und das Ermittlungsergebnis akzeptieren wird. Das klingt schon ein wenig wie die Flucht nach vorn, denn mittlerweile wird von weiteren Verschwiegenheitserklärungen berichtet, die sich dort aufgetan hätten. Das Volumen soll in die Millionen Dollar gehen. Ist es vorstellbar, dass hier und dort nicht doch firmeneigenes Geld gezahlt wurde?
Immer unter der Voraussetzung, dass das alles stimmt, was die Medien über den Fall berichten.
Auch wenn der WWE Chairman schon andere Krisen und Herausforderungen bewältigt hat, könnte diese die letzte für ihn sein. Er ist inzwischen 76 Jahre alt und mit Tony Khans AEW Promotion ist ein ebenbürtiger Gegner erwachsen. Das WWE Programm hat in den letzten Jahren unter Vince McMahon nicht unbedingt überzeugen können. Ausnahmen gibt es natürlich immer mal. Es könnte durchaus sein, dass ein Teil der Investoren und Geschäftspartner der Meinung ist, dass man ohne Vince besser fahren würde. Diese Gefahr hat er natürlich gesehen und durch seinen Rücktritt ins zweite Glied versucht er Dampf aus dem Kessel zu nehmen. Wie passend, dass sich mit Tochter Stephanie eine weitere McMahon gefunden hat, um dem Unternehmen nach außen ein familiäres Gesicht zu geben. Und die kreative Kontrolle behält der alte Mann natürlich weiterhin. Wer sollte es auch sonst machen? Es handelt sich also nur um einen scheinbaren Rückzug.
Wenn das alles im Großen und Ganzen wahr sein sollte, frage ich mich schon, was Vince McMahon und Mr. Laurinaitis da geritten hat. Das ist die Art von Schwierigkeiten, die man nicht gebrauchen kann und die völlig unnötig ist. Was auch immer bei der Untersuchung herauskommt: es wird spannend. Welche Köpfe rollen, wie groß ist der Kreis der Mitwisser und welche Ergebnisse hinsichtlich weiterer NDAs werden zutage gefördert?
Wer jetzt gedacht hätte, Vince McMahon erklärt sich in der anschließenden Folge von SmackDown, hat sich kolossal geirrt. Nun hat sicher niemand damit gerechnet, dass sich der Boss bei seinem Auftritt ehrlich macht und alle Unklarheiten ausräumt – aber dass er das heiße Eisen so gar nicht anspricht und die Sache nicht mal ernstzunehmen scheint, überrascht mich dann doch. Ich meine, der Mann erschien „in character“ als sein Mr. McMahon Gimmick!
Es gibt diese Theorie, dass es sich hierbei um einen WWE internen Machtkampf handelt und es Kräfte gibt, die die gesamte McMahon Familie aus dem Unternehmen haben möchte. Zum möglichst günstigsten Preis, denn Vince hält meines Wissens nach die größten Anteile. Sein Auftritt bei SmackDown wäre also nur ein Zeichen dafür, dass er den Kampf annimmt. Dafür hätte es dann auch keinerlei Worte in der eigentlichen Sache gebraucht. Das würde dann auch bedeuten, dass die ganze Sache von jemandem an das Wall Street Journal durchgestochen wurde. Die Rechtsassistentin dürfte es eher nicht sein, da sie somit ihre Verschwiegenheitserklärung verletzt hätte und somit keine Millionen Dollar kassieren könnte.
Zu Johnny Ace fällt mir eigentlich nur CM Punk ein:
Yeah, you had the look … but boy, oh boy – did you ever suck!
CM Punk Promo