Wie gut ist Ricky Starks bitte?

So oft habe ich davon gesprochen, dass AEW nur wenig bis keine Optionen hat, wenn es um ein Fehdenprogramm für den aktuellen Champion MJF geht. Jon Moxley soll es ja offensichtlich nicht sein, bei Bryan Danielson stimmen die Voraussetzungen nicht (siehe das unwürdige William Regal – Jon Moxley Segment) und danach kommt ein großer Abfall an Qualität.

Doch auf einmal taucht Ricky Starks aus dem Nebel der normalen AEW Mittelmäßigkeit auf und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Auf einmal stellt man fest, der Mann kann Promo. Der Mann kann eine white meat Babyface Promo. Gegen MJF.
Verdammt Tony, wie lange wisst ihr das schon? Warum zieht ihr dieses weiße Kaninchen erst jetzt aus dem Zylinder? Und warum habt ihr den Jungen nicht vorher entsprechend aufgebaut?

So wie ich das mitbekomme, hat sich AEW in dieser Hinsicht auch schon wieder verzettelt. Das Langzeitprogramm soll nämlich weiterhin MJF vs Bryan Danielson lauten und Ricky Starks nur für ein, maximal zwei Matches verheizt werden. Das wäre seiner Reputation und Karriere nicht zuträglich. Bei MJF spielt es keine Rolle, er wird für lange Zeit der AEW Posterboy bleiben – sofern sich Tony Khan nicht aus Dummheit ins eigene Bein schießt.

Diese Promo hatte alles, was eine klassische Face Promo ausmacht. Vielleicht schon ein wenig zu sehr übers Ziel hinausgeschossen, aber sei’s drum. Den Heel knallhart analysiert und seine Attitüde bloßgestellt. Dabei immer das Publikum angesprochen und eine Verbindung hergestellt. Die Fans wissen jetzt, weshalb sie mit dem Face mitgehen sollen. Auch argumentativ glaubwürdig unterlegt, warum man selbst der bessere und verdientere Champion wäre. Dazu noch ein bisschen Underdog Feeling hergestellt, weil man es früher schwerer hatte (im Auto gewohnt), aber sich aus eigener Kraft und Anstrengung da wieder herausgearbeitet hat.
Aber auch MJF hatte einen starken Auftritt. Stark im Sinne von: seine Promo wirkt authentisch (nicht scripted) und bewirkt mit wenigen Worten das, was sie bewirken sollte. Dazu wieder ein paar nette Referenzen bezüglich The Rock und auch Bockwinkel und Heenan eingebaut. Der Tritt in die Eier war so heelish, dass man hätte „Piper approved“ draufstempeln können.

Insgesamt nicht die beste Promo aller Zeiten, aber ein absolutes Highlight der letzten Monate. Dazu der stärkste MJF Auftritt, bei dem er nicht nur auf sich gestellt war sondern noch einen Partner auf Augenhöhe hatte. Sagen wir, der stärkste Auftritt seit der Begegnung mit CM Punk, falls man das vergleichen kann.

Jetzt müssen natürlich Taten folgen, damit man diesen Anfangsschwung mitnimmt und die Sache nicht im Sande verläuft. Da habe ich ja schon wieder meine AEW Sorgenfalten auf der Stirn. So einen Raketenstart kann man auch schnell wieder abwürgen. Und auch wenn ich Ricky Stark vorher nicht so richtig auf meinem Schirm hatte: Ich bin froh, dass man sich nicht für den Hangman Page Cowboy oder the kid aus dem Dschungel entschieden hat. In so einem Fall wäre ich ja noch zu einem geworden, der dem Heel zujubelt (mach ich auch so, aber auf andere Art und Weise).

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