WWE veranstaltet nun wohl auch am Neujahrstag sogenannte Live Events (gibt es eigentlich noch PPVs?). Bei diesem Day 1 genannten Event sollte es zum großen Aufeinandertreffen zwischen Universal Champion Roman Reigns und Herausforderer Brock Lesnar kommen. Sollte es zum Unvorstellbaren kommen und Roman Reigns durch Brock Lesnar als Champion entthront werden? Es lag durchaus eine ganz große Überraschung in der Luft.
Doch dieses Mal machte Corona einen ganz dicken Strich durch die Rechnung. Wenige Stunden vor der Veranstaltung gab Roman Reigns bekannt, positiv auf Corona getestet worden zu sein. Nach geltenden Richtlinien darf er dann nicht antreten, womit das Match gegen Lesnar komplett ins Wasser fiel. Ich kann mich in jüngster Vergangenheit an keinen ähnlichen Fall erinnern, bei dem kurzfristig so schnell umgeplant werden musste. Nicht in dieser Größenordnung.
Reigns Positivtest ist über die Terminfrage hinaus daher so besorgniserregend, weil der 36jährige Reigns bereits zweimal an Leukämi erkrankt ist und damit als Risikopatient gilt. Auch wenn er entsprechend geimpft sein sollte, erhöht sich wie für jeden Krebspatienten das Risiko bei einer Covid-Infektion.
Was nun mit Brock Lesnar machen, fragte sich WWE? Wenn wir ehrlich sind, weiß WWE derzeit nur mit der Fehde zwischen Reigns, Lesnar und dem undurchschaubaren Paul Heyman zu überzeugen. Das ist die Storyline, in die Vince McMahon investiert. Der Rest läuft unter ferner liefen. Ich habe beispielsweise nicht einmal gewusst, dass der WWE Title in einem Fatal 4 Way Match ausgekämpft werden sollte. Weil Brock Lesnar der Gegner abhanden gekommen war und er offensichtlich garantierte Festpreise hat, ist er kurzerhand in das Rennen um den höchsten Titel der blauen Show WWE SmackDown gesteckt worden. Aus einem an sich schon unsinnigen Fatal 4 Way wurde ein Fatal 5 Way Kampf. Die anderen Konkurrenten waren Titelträger Big E, Bobby Lashley, Kevin Owens und Seth Rollins. Im Vergleich zu Brock Lesnar und seinem Standing sind das alles Luschen. Mit Abstrichen bei Bobby Lashley. So überrascht es auch nicht, dass es Lesnar in Rekordzeit von ca. 8 Minuten schaffte, Big E den Titel abzunehmen. Eine Entscheidung aus der Not geboren, weil man das Publikum für das ausgefallene Highlight entschädigen wollte und nicht wusste, wie man Brock Lesnar sonst einbauen könnte.
Heißt aber für Außenstehende auch, dass das parallele Geschehen bei SmackDown nicht das Papier wert ist, auf dem die Autoren die ganzen Storlyines und Angles niederschreiben.
Es wird jetzt auch schon gemunkelt, dass diese unfreiwilligen Änderungen sogar Einfluss auf die Planungen bis Wrestlemania haben werden. Niemand weiß, wie es mit Roman Reigns weitergeht und eine solche intensive Storyline kann man nicht über Wochen oder länger „einfrieren“.
Ich wünsche Roman Reigns einen milden Verlauf und eine baldige Genesung. Seine Entwicklung zum Heel-Champigon war beeindruckend. Die Rivalität zu Lesnar, das Zusammenspiel mit Heyman – das hat einfach Unterhaltungswert, was man vom Restprogramm bei WWE nicht wirklich sagen kann. Zumindest liegt das ein paar Qualitätsstufen niedriger. Selbst Brock Lesnar blüht in seiner Rolle förmlich auf, auch wenn mich dieses Hillbilly Jim Gedächtnis Gimmick schon irritiert. Es sind mir zum Teil auch zu alberne Segmente mit eingestreut. Auch wenn die Chemie zwischen Lesnar und Sami Zayn erstaunlich stimmig war und man davon gern mehr sehen möchte – es tat keinem von beiden Charakteren gut.
WWE Day 1 nun ernstznehmende Großveranstaltung oder nur Lückenfüller?
Die Antwort auf diese Frage überlasse ich dem mitlesenden Publikum. Vielleicht als kleine Anmerkung: abgesehen vom notfallmäßig umgeschriebenen Ende des Kampfes um die WWE Championship wechselte kein anderer Titel!