Mit Cena und Goldberg gegen das Quotentief

Die WWE Großveranstaltung Money in the Bank 2021 beschert uns zwei Rückkehrer: John Cena und Bill Goldberg.

Beides Veteranen des Wrestlings. Beide stehen für die relativ erfolgreiche Spätphase des Business. Beide mit einem Hang zum Comeback. Doch der Fall liegt unterschiedlich.

Von Bill Goldberg wissen wir mittlerweile, dass er außer dem Wrestling und dem Ruhm vergangener Jahre nichts hat. Er nutzt also jede sich bietende Möglichkeit für ein kurzfristiges Comeback – mag es noch so unsinnig sein. Dieser inflationäre Gebrauch führt dazu, dass sein erneutes Auftauchen bei RAW keine Besonderheit mehr darstellt. Es war auch abzusehen, dass er sofort die Main Event Szene entert. Ihm bleibt für dieses Geschäftsmodell nicht mehr viel Zeit. Der Mann ist Mitte 50. Ja, er einen durchtrainierten Körper. Ja, er stellt immer noch eine gewisse Bedrohung dar. Aber reicht das, um sich Bobby Lashley in den Weg zu stellen? Beim seinem letzten Einsatz fungierte Goldberg als klassischer Ãœbergangschampion. Sollen wir davon ausgehen, dass nun Lashleys Tage gezählt sind?

Eine Nummer größer fiel das Comeback von Mister Hustle, Loyalty und Respect aus. Wir haben es nicht mal kommen sehen, denn wir haben ihn nicht gesehen. Niemand kann John Cena sehen. Aber jetzt ist er da und sagt Roman Reigns den Kampf an. Nicht mal verklausuliert. Sondern gleich in seiner ersten offiziellen Promo vor dem WWE Publikum. Was, Wann, Wen und Wo. Und sogar noch warum.
WWE scheint ihn sehr sehr dringend zu brauchen, wenn sie dermaßen mit der Tür ins Haus fallen. Hallo Leute, ich bin wieder da. Roman, ich mag dich nicht, deshalb gibt es beim Summerslam ein Match zwischen uns. Fertig.

Dabei braucht John Cena dieses fulltime Comeback in die Wrestlingwelt weitaus weniger als Goldberg. Wie auch Dwayne The Tock Johnson oder Batista hat er es geschafft, einen weithin sichtbaren Fußabdruck in Hollywood zu hinterlassen. Fast and Furious 9 oder auch Suicide Squad 2 sind erst der Anfang, davon könnt ihr mal ausgehen. Mich verwundert nur die unmißverständliche Rückkehr in den Ring, was ja immer ein unnötiges Verletzungspotential birgt. Normalerweise achten die Filmfirmen und Studios darauf, dass sich ihre Zugpferde nicht solchen vermeidbaren Risiken aussetzen.

Warum jetzt so ein Comeback für einen John Cena, Bill Goldberg oder auch Edge (schon etwas länger wieder zurück) lohnenswert sein könnte, ist die eine Sache. Auf Ebene des Promoters ist die Angelegenheit nicht ganz so eindeutig. Die TV Ratings der regulären Shows RAW und SmackDown sind traurig. Offensichtlich sah man sich in der Führungsetage zum Handeln gezwungen. Natürlich erhöht so ein unerwartetes Coemback kurzfristig das Interesse am Geschehen, aber dieser Effekt verpufft in der Regel sehr schnell. Denn was sagen uns diese Rückholaktionen altgedienter Stars? WWE hat es seit den Goldbergs und Cenas nicht geschafft, gleichwertige Stars aufzubauen. Mit Roman Reigns und Bobby Lashley ist man da auf einem guten Weg, aber so gut Kevin Owens, Cesaro oder Big E und Co. auch sein mögen – sie sind bei weitem nicht da, für was die Altherrenriege einst stand. Roman Reigns vs. Kevin Owens fühlt sich einfach nicht groß an. Bray Wyatt / The Fiend hat man durch dieses Cartoon-Gimmick einfach verbockt. Andere mit Potential wie Rusev oder Dean Ambrose haben WWE verlassen. Randy Orton haben wir schon viel zu oft in der Rolle gesehen. The Miz kommt nicht über die upper Midcard hinaus. In vielen Fällen wird spekuliert, möchte WWE auch nicht mehr DEN Superstar erschaffen, der dann Druck auf die Promotion ausüben und sie sprichwörtlich in Geiselhaft nehmen kann. Hulk Hogan lässt grüßen. Dann ist es nicht verwundernd, dass man sich bei den letzten, verbliebenen Stars bedienen muss, die das Wrestling hervorgebracht hat. Auch wenn diese dann die Spots blockieren, auf denen zum Beispiel ein Big E seinen Durchbruch schaffen könnte. Diesen beordert man aber lieber zurück ins zweite Glied, wo er mit seinem Einhorn-Brüdern von The New Day wieder Popcorn und Pfannkuchen umherwerfen kann.
Andererseits, solange sich die Comeback-Wrestler nicht im Ring quälen müssen (man suche sich Hulk Hogans letztes Match bei TNA raus), immer noch eine Zugkraft beim Publikum besitzen und der Promotion weiterhelfen – sollen sie das so tun. Es ist dabei schwierig, das rechte Maß zu finden. Bei John Cena vertraue ich noch auf seine Intuition, bei Bill Goldberg sind meine Hoffnungen aber geschwunden.

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