Dass Molly Holly als erste Kandidatin für die Aufnahme in die WWE Hall of Fame 2021 bestätigt wurde, freut mich einfach sehr. Ich muss ja sagen, dass ich ebenso wie Shane Helms bei der Übermittlung dieser Botschaft ein paar Tränchen verdrückt habe.
Diese Rumeshallen (vor allem die von WWE) werden ja sehr kontrovers gesehen. Für manche kommt es einer Aufnahme in den Olymp gleich und für andere ist es eine reine Marketingmasche. Die Diskussionen entzünden sich regelmäßig daran, welcher Wrestler kein Mitglied einer Hall of Fame ist oder welcher Wrestler Mitglied ist. Ich halte mich an dieser Stelle aus der Debatte heraus (Vince McMahon bestimmt über seine WWE Halle of Fame) und möchte nur festhalten, dass Molly Hollys Einzug in das Who is Who des Wrestling längst überfällig und mehr als verdient ist. Jahrelang wurde ihr diese Ehrbezeugung verweigert – und das als Womens Champion und einer der wichtigsten Akteure im Geschäft. Schlägt man im Wrestlinglexikon nach, müsste neben unterbewertetste Wrestlerin ein Bild von Mighty Molly Holly erscheinen.
Ich war immer ein Fan von Molly Holly aka Nora Benshoof geb. Greenwald. Im Ring, am Mikro und als Trainerin gab es nur wenige andere Frauen, die ihr das Wasser reichen konnten. Natürlich, es gab neben ihr noch Superstars wie Lita, Trish Stratus oder Mickie James, aber mit Molly Holly war es etwas besonderes.
Was ich bedauere, ist ihre sehr kurze Ringkarriere. Ende der 90er als weibliche Begleitung für Machon Man Randy Savage gestartet, dann sehr schnell als Starla Saxton aktiv im WCW Ring verließ sie World Wrestling Entertainment im Jahre 2005. Mindestens 10 Jahre zu früh, wie ich sagen würde – aber offensichtlich führte daran kein Weg vorbei. Abgesehen von Royal Rumble Teilnahmen in der letzten Zeit gab es auch nie sporadische Auftritte zwischendurch oder gar Comeback Versuche.
Zu ihrer aktiven Zeit im Wrestling Business befand sich WWE wieder einmal in einer Findungsphase (nicht nur was die Rolle von Frauen im Wrestling betrifft). Die Attitude Ära hatte ihren Zenit überschritten und durch die Schließung von WCW und ECW wurde WWF/WWE als Monopolist bestätigt. Es gab jetzt nicht mehr den unbedingten Zwang, ein publikumswirksames und kreatives Produkt anzubieten. Es gab diese große Bandbreite an Typen, Gimmicks und Möglichkeiten. Da waren einerseits die Püppchen und Valets und andererseits aber auch die seriösen Athletinnen. Es gab noch die Bra and Panties Matches, Bikini-Wettbewerbe und Kissenschlachten als Überbleibsel aus der Attitude Ära und andererseits wurden einem auch unterhaltsame Angles, Fehden und akzeptable Ringkämpfe geboten. Innerhalb dieses Mixes musste Molly ihren Platz finden und sich gegen die große Konkurrenz behaupten. Aufgrund ihres Talents konnte sie hervorragende Matches haben. Molly ließ jede Gegnerin gut aussehen. Sie war nicht umsonst Trainerin, was hoffentlich in der Hall of Fame Speech erwähnt wird.
Allerdings war sie nie die extrovertierte Sexbombe wie Trish Stratus oder ein hipper Charakter wie Lita – obwohl bei ihr immer etwas sehr weibliches, frauliches mitschwang. Ich fand, sie strahlte unheimlich viel Sexappeal aus, der unterschwellig aber umso nachhaltiger daherkam. Auftritte im Bikini waren nie so ihr Ding und auch ihr Ringoutfit konnte man im internen Damen-Vergleich als sehr zurückgenommen und seriös bezeichnen. Wie dämlich, dass WWE ihre Einstellung mit diesem saudummen „Du hast einen großen Hintern“ Angle karikieren musste. Heute würde die halbe Medienwelt Sturm laufen und WWE Bodyshaming Vorwürfe an den Kopf werfen.
Ihr Wrestling Charakter war der des verlässlichen Kumpeltyps, weshalb man sie mit Shane „The Hurricane“ Helms als heiteres Comedy Duo aufs Publikum los ließ. Die Leute rasten heute noch bei ihrer Superhero Pose mit anschließendem Powerwalk zum Ring aus. Bei WWE eingeführt wurde sie übrigens als Cousine der Hollys – ein Stable, das ich heute lieber vergessen möchte.
Sie konnte auch als Heel überzeugen, aber als Babyface war sie meiner Ansicht nach besser eingesetzt. Wer weiß, wie schwer sich WWE mit der Schöpfung genuiner Publikumslieblinge tut, dem muss dieser Heelturn völlig unverständlich bleiben. Mit ihrer Rolle als Heel hatte sie bis zuletzt gefremdelt und in späteren Interviews betont, dass sie lieber ein Babyface geblieben wäre, weil das die natürliche Entsprechung des Molly Holly Charakters war (womit sie Recht hat). Die beliebte Molly Holly Dinge tun zu lassen, für die sie das Publikum ausbuhen soll – das hatte großen Anteil an ihrem Abschied vom Wrestling Geschäft. So, shame on you, McMahon. Du hast es verbockt.
Was hoffentlich in der Hall of Fame Speech erwähnt werden wird, ist ihre Rolle als Trainerin und Förderin von Nachwuchstalenten. Wir wissen nicht, ob sich bspw. Beth Phoenix Karriere ohne Molly Hollys Fürsprache ebenso entwickelt hätte.
Meinetwegen könnte die Aufnahme bzw. Verkündung von Hall of Fame Kandidaten damit gestoppt werden. Dazu noch eine halbwegs gelungene Wrestlemania Veranstaltung und fertig ist der Lack.